
Trübe Aussichten für die Schifffahrt zeigt die aktuelle Umfrage der IHK Nord in der maritimen Wirtschaft. Im Schiffsbau und in den Häfen herrscht hingegen mehr Optimismus.
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IHK Umfrage: Maritime Wirtschaft zwischen Optimismus und Sorgen
Die maritime Wirtschaft im Norden zeigt ein geteiltes Bild: Während Werften und Häfen optimistisch bleiben, droht der Schifffahrt schwere See. Die IHK Nord fordert Milliardeninvestitionen – und warnt vor wachsender Unsicherheit auf den Weltmärkten.
Die maritime Wirtschaft in Deutschland zeigt derzeit ein gemischtes Bild: Während sich die Stimmung in Schiffbau und Hafenwirtschaft im Frühjahr 2025 im Vergleich zum Herbst verbessert hat, blickt die Schifffahrt mit großer Sorge in die Zukunft. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Nord hervor, dem Zusammenschluss von 13 norddeutschen Industrie- und Handelskammern. Die größten Herausforderungen bleiben die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, steigende Arbeitskosten, Fachkräftemangel und eine schwächelnde Auslandsnachfrage.
Werften und Häfen melden stabile bis gute Geschäfte
Im Schiffbau stieg das Konjunkturbarometer leicht um rund acht Punkte. Etwa 84 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gleichbleibend, neun von zehn sprechen von einer guten oder befriedigenden Lage. Als größte Risiken gelten der Fachkräftemangel (63,7 Prozent), steigende Arbeitskosten (56,9 Prozent) sowie die ungewisse Entwicklung der Auslandsnachfrage (39,2 Prozent). Fast alle Betriebe (99 Prozent) stufen die aktuellen wirtschaftspolitischen Bedingungen als erhebliches Risiko ein.
Auch in der Hafenwirtschaft hat sich das Geschäftsklima deutlich verbessert. Der Index stieg um 20,4 auf 97,6 Punkte. Knapp 89 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Lage als gut oder befriedigend. Dennoch bleiben Herausforderungen: 61 Prozent der Hafenunternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel, 55 Prozent mit steigenden Arbeitskosten. Über 83 Prozent sehen die politischen Rahmenbedingungen kritisch, 63 Prozent die Auslandsnachfrage.
IHK Nord fordert Milliardeninvestitionen in Hafeninfrastruktur
„Häfen und die Hafenhinterlandanbindungen sind system- und sicherheitsrelevant“, betont Knud Hansen, Vorsitzender der IHK Nord. Um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, müssten „mindestens 15 Milliarden Euro aus dem Infrastrukturfonds des Bundes in die norddeutsche Hafeninfrastruktur fließen“. Die bisher zugesagten 400 Millionen Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds seien zwar ein wichtiger Schritt, reichten aber nicht aus. Hansen fordert zudem eine dauerhafte Beteiligung des Bundes in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro an den jährlichen Hafenlasten der Länder.
Schifffahrt unter Druck durch globale Unsicherheiten
Besonders negativ ist die Stimmung in der Schifffahrt: Der Geschäftsklimaindex fiel um 32,5 Punkte auf nur noch 76 Punkte. Hauptsorge ist mit 93 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Auch steigende Lohnkosten (52,7 Prozent) und fehlende Fachkräfte (42,1 Prozent) bereiten den Reedereien Kopfzerbrechen. Hansen warnt zudem vor den Folgen geopolitischer Spannungen und unklarer US-Zollpolitik: „Diese Hängepartie schafft weiterhin mittel- bis langfristige Unsicherheit für die betroffenen Unternehmen entlang globaler Lieferketten.“ (pm/mcw)