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Gewalt gegen Rettungskräfte und Polizisten nimmt auch in Bremerhaven weiterhin zu. Wer macht so etwas? Es gibt verschiedene Erklärungsversuche.
Wut auf Retter und Beamte
Immer öfter werden Polizisten und Rettungskräfte angegriffen, bespuckt oder beleidigt. Wer macht so was? Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Aber es gibt einige Erklärungen dafür, warum Beamte attackiert werden, die helfen wollen.
Beschimpfungen als „Hurensöhne“, Anspucken, Bedrohungen mit Waffen – es ist unglaublich, was Rettungskräfte der Feuerwehr aushalten müssen. „Die Kollegen können darüber ein Buch schreiben“, sagt Bremerhavens Feuerwehrchef Jens Cordes.
An der Deichstraße waren die Rettungskräfte sogar mit einer Sportzwille aus dem Nachbarhaus beschossen worden, als sie den Einsatzort erreichten. In einem anderen Fall wurde es richtig bedrohlich, als sie eine Wohnung betraten: Ihnen trat ein aggressiver Mann entgegen. In der Hand hielt er ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge.
Bereits vor zehn Jahren wurden Kameras und Notrufknöpfe in den Bremerhavener Rettungsfahrzeugen installiert. Und auch bei der Polizei setzt man auf Bodycams, um Angreifer abzuschrecken. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion hat angesichts alarmierender Meldungen den Senat um Aufklärung zur Lage aufgefordert. Kommenden Dienstag wird das Papier vorgelegt.
Wie haben sich die Fallzahlen entwickelt?
Die Zahl der Straftaten in Bremerhaven gegen Feuerwehr-Beamte, die auch den Rettungsdienst bestreiten, ist im vergangenen Jahr wieder stark gestiegen. Sackte die Zahl der Fälle 2020 von 6 auf 3 ab, so stieg sie im vergangenen Jahr auf 7 an. Die Dunkelziffer ist hoch. Cordes geht davon aus, dass viele Beleidigungen nicht von den Kollegen angezeigt werden.
Bei den Straftaten gegen Polizeibeamte kann man einen deutlichen Anstieg feststellen. Die Zahl der Fälle kletterte von 145 im Jahr 2017 auf 166 Fälle in 2021. Rettungskräften erleiden oft Gewalt durch Körperverletzung. Diese Straftaten werden landesweit besonders häufig registriert neben Fällen von Beleidigung. Bei Straftaten gegen Polizisten geht es meist um Beleidigung, Bedrohung, Nötigung und besonders häufig um Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Welche Verletzungen tragen die Opfer davon?
Immerhin: In der Regel geht es bei Körperverletzungen um leichte Fälle. Aber auch diese sind schlimm genug: Es geht um Bisse, Schnittverletzungen, Schürf- und Kratzwunden, Prellungen und Verletzungen mit Nadelstichen. Die Zahl der Schwerverletzten ist Gott sei Dank überschaubar. In Bremerhaven gab es zwischen 2017 und 2021 insgesamt 6 Fälle mit gefährlicher und schwerer Körperverletzung bei Polizisten. Unbekannt sind die Spät- und Langzeitfolgen.
Was sind die Gründe für die Attacken?
„Zu den Gründen können nur Vermutungen angestellt werden“, heißt es in der Senatsantwort. Ausdrücklich werden Querdenker und Corona-Leugner genannt, deren Demonstrationen und das dort beobachtete „delinquente Verhalten“. Steigende Aggression und eine sinkende Hemmschwelle spielten ebenfalls eine Rolle. Dazu kämen noch ein mangelndes Verständnis gegenüber der Arbeit der Einsatzkräfte oder eine „irrtümliche Anspruchshaltung“.
Wer greift Polizisten und Rettungskräfte an?
Landesweit werden erwachsene Männer im Alter ab 21 Jahren häufig auffällig. Ein Drittel der Täter hatte Zuwanderungshintergrund. Und oft rasten die Täter auch unter dem Einfluss von Alkohol aus. In der Regel handelt es sich um Angriffe von Einzeltätern. Gruppen sind eher eine Ausnahme.
Wie kann man Polizisten und Retter besser schützen?
Die CDU fordert einen besseren Schutz der Rettungskräfte. Der Senat verzichtet hingegen bewusst auf Schutzwesten, weil sie eher noch Übergriffe befördern könnten. Rettungsdienst und Feuerwehr sollten sich im Konfliktfall zurückziehen und die Polizei rufen. Die Polizeibeamten seien gut ausgestattet mit Schutzkleidung.