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So wie es die Fotomontage zeigt, könnte es aussehen, wenn bei der Wespa das Bürgerbüro einzieht.
In der Bank Pass verlängern
In Hamburg gibt es das Sonder-Kundenzentrum in einer ehemaligen Haspa-Filiale mitten in der City. In Köln bietet die Stadtverwaltung einen „mobilen Bürgerdienst“ in den Räumen der Sparkasse Köln-Bonn in Rodenkirchen an. Wird das gut angenommen, will die Stadt weitere Sparkassenfilialen mit Mitarbeitern des Bürgerservice besetzen. Eine solche Zusammenarbeit kann sich in Bremerhaven auch die Wespa vorstellen - und will die Stadt zu Gesprächen einladen.
In Deutschland machen Banken und Sparkassen in den vergangenen Jahren eher mit Filialschließungen Schlagzeilen. „Die Präsenz vor Ort ist teuer, mit dem Wegfall büßen die Etablierten aber einen essenziellen Wettbewerbsfaktor gegenüber digitalen Herausforderern ein“, sagt Banken-Experte Oliver Geiseler. Der Unternehmensberater ist Partner bei „Capco“ und leitet den Bereich „Digital Financial Services“. Früher hat er selbst in Banken gearbeitet.
Es gab schon konkrete Ideen in Bremerhaven
Die Beispiele aus Köln und Hamburg, wieder mehr Menschen in die Filiale zu locken, weil sie dort Behördengänge miterledigen können, findet er smart. „Die Sparkassen vermieten Flächen an die öffentliche Verwaltung, teilen sich also Kosten und haben Frequenz“, beschreibt er.
Der Bremerhavener Magistrat hat eine ähnliche Idee schon einmal mit der Weser-Elbe Sparkasse (Wespa) besprochen. „Es gab sogar konkrete Ideen für je einen Standort Nord und Süd“, berichtet Wespa-Sprecherin Ninia Käckenmester.
Denn in der Pandemie sei es nicht selten vorgekommen, dass Bürger schnell einen Kredit brauchten - und dann feststellten, dass der Ausweis abgelaufen ist. Arbeiten also Bürgerbüro und Sparkasse dicht zusammen, erspare man dem Kunden extra Wege und Wartezeiten.
Die Aufgaben der Stadt sind hoheitlich
Doch es gibt Hürden: „Eine gemeinsame Basis für die Technik zu finden, ist nicht trivial“, erklärt Käckenmester. Wichtig sei zu verstehen: Es geht um eine Raumteilung, nicht um die Aufgaben selbst. „Das sind hoheitliche Aufgaben der Stadtverwaltung“, erklärt sie.
Die Stadt selbst sieht aktuell keinen akuten Handlungsbedarf. „Die Bürgerbüros sind momentan nicht ausgelastet, es gibt keine Terminengpässe“, erklärt Magistratssprecherin Laura Bohlmann-Drammeh.
Anders die Wespa: „Wir haben noch Filialen in Bremerhaven, die für eine Zusammenarbeit infrage kommen. Wir möchten die Gespräche in jedem Fall wieder aufnehmen“, sagt Käckenmester.
Ein Projekt hatte es in Hemmoor gegeben: Dort hat die Wespa Kunden zusätzlich zur Autofinanzierung angeboten, die Abwicklung bei der Kfz-Stelle gegen Gebühr mitzuerledigen. Das sei aber wenig nachgefragt worden.
Banken müssen sich anders aufstellen
Experte Geiseler ist der Auffassung, dass Banken und Sparkassen ihren Service diverser auf ihr Publikum ausrichten müssen. Überall uniforme Center - das klappe nicht.
Beispiele: Jungen Leuten müsse man das Gefühl nehmen „Bank ist was Schlimmes“. Da ist Bremerhaven vorn: „Bankstage“ der Volksbank ist eine Filiale, die Jüngere anspricht. Die Sparkasse Göttingen hat mit ihrer BestZeit-Filiale die erste Filiale in Deutschland eröffnet, deren Angebot genau auf Menschen ab 50 zugeschnitten ist. In Berlin sei die best frequentierte Filiale der Deutschen Bank die, deren oft selbst migrantische Mitarbeiter Beratungen in verschiedenen Sprachen anbieten.
„An Ideen und Konzepten mangelt es derzeit nicht. Inwieweit ein echtes Aufbäumen gegen weiteres Filialsterben gelingen wird, ist aktuell kaum abzusehen“, sagt Geiseler.

© Annika List
Finanzexperte Oliver Geiseler.