Per Zufall an die Front? So denkt Deutschland übers Wehrdienst-Los

Per Zufall an die Front? So denkt Deutschland übers Wehrdienst-Los

Foto: Soeren Stache

Deutschland und die Welt

Eltern in Panik! Kommt der Zwangs-Wehrdienst per Los?

19. Oktober 2025 // 12:36

Eltern greifen panisch zum Telefon, Beratungsstellen sind überlastet. Der Grund: Die Politik diskutiert ernsthaft über Wehrdienst per Zufallslos.

Debatte um Wehrdienst sorgt für Unruhe

In Berlin spitzt sich die Debatte um ein neues Wehrdienstgesetz weiter zu. Besonders die Idee eines Losverfahrens zur Auswahl von Wehrpflichtigen sorgt für Widerstand. Laut einer aktuellen Insa-Umfrage im Auftrag der „Bild am Sonntag“ lehnen 60 Prozent der Befragten diese Methode ab. Nur 21 Prozent befürworten das Modell, das bei zu wenigen Freiwilligen greifen soll.

Pistorius setzt auf Abschreckung durch Musterung

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hält an seinem Vorschlag fest, künftig wieder alle jungen Männer eines Jahrgangs zu mustern. Dies solle auch ein klares Signal in Richtung Russland senden. Die Erhebung der Daten aller Wehrfähigen könne im Ernstfall helfen, die Einsatzbereitschaft schnell festzustellen. Gleichzeitig wird das Gesetz, das zum Jahresbeginn 2026 in Kraft treten soll, zunächst auf Freiwilligkeit setzen.

Eltern zeigen sich zunehmend besorgt

Die öffentliche Diskussion hat jedoch auch eine andere Seite: Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung berichten über deutlich gestiegene Anfragen – vor allem von Eltern. Laut der Deutschen Friedensgesellschaft stiegen die Website-Aufrufe im September auf über 125.000. Auch die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung verzeichnet einen starken Anstieg an besorgten Anfragen.

Ruf nach Rückkehr zur Wehrpflicht bleibt umstritten

Während die Los-Variante auf wenig Zustimmung stößt, bleibt die allgemeine Wehrpflicht ein kontrovers diskutiertes Thema. 44 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Rückkehr aus, 38 Prozent bevorzugen ein freiwilliges Modell. Zwölf Prozent lehnen beides ab. Die Politik steht damit weiter unter Druck, einen tragfähigen und gesellschaftlich akzeptierten Kompromiss zu finden. (dpa/vk)