Das Damtier Miss Marple lebt in Lunestedt seit fast vier Jahren mit den Pferden von Christin Ohlandt zusammen.

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Das Damtier Miss Marple lebt seit fast vier Jahren in Lunestedt mit den Pferden Glenn (links) und Jana von Christin Ohlandt zusammen.

Hirschkuh Miss Marple ist der Star auf der Pferdeweide

Auf einer Pferdeweide in Lunestedt lebt seit knapp vier Jahren eine Hirschkuh. Miss Marple, wie sie genannt wird, ist im Ort bekannt wie ein bunter Hund.

Miss Marple stiehlt allen die Schau

Damtier lebt in Lunestedt mit Pferden zusammen - Auch beim Ausritt immer mit dabei

Auf einer Pferdeweide am Ortsausgang von Lunestedt ist Miss Marple der heimliche Star. Das Huftier bringt dafür alle Eigenschaften mit: Miss Marple ist hübsch, schlank und fotogen. Ein echter Hingucker eben. Nur ein Pferd, das ist sie nicht.

In den Straßen Lunestedts ist Miss Marple bekannt wie ein bunter Hund. Wann immer Christin Ohlandt mit ihren Pferden im Ort unterwegs ist, ist auch das eigenwillige Damtier mit dabei. „Es gibt schon so viele Handyvideos von ihr“, sagt Mutter Heike und lacht. Seit fast vier Jahren gehört Miss Marple bei den Ohlandts zur Familie - und sorgt regelmäßig für unvergessliche Momente.

Immer wieder bleiben Spaziergänger und Radfahrer an der Weide am Ortsausgang Richtung Hollen stehen. Viele halten Ausschau nach der wohl ungewöhnlichsten „Wohngemeinschaft“ des Landkreises. Inzwischen leben drei Pferde hier. Doch das allein würde wohl kaum jemand registrieren, wäre da nicht der weiß gepunktete Vierbeiner auf der Weide. „Viele kennen Miss Marple natürlich“, sagt Heike Ohlandt. Bei manchem Zaungast jedoch sei die Verwunderung noch immer groß. Anders übrigens als bei dem bereits über zehn Jahre alten Damtier. Als „ziemlich cool“ beschreibt Tochter Annika die Hirschkuh, die viele irrtümlicherweise für ein Reh halten. „Für sie ist das Zusammenleben mit den Pferden ganz normal. Ich glaube aber, Miss Marple denkt mittlerweile wirklich, sie sei ein Pferd.“

„Sie war plötzlich da und ist einfach immer wiedergekommen“

Vor nicht ganz vier Jahren lebte das Damtier noch bei einer anderen Pferdeherde im Ort. Als die eines Tages wegzog, suchte sich die zierliche Hirschkuh kurzerhand eine neue „Familie“ ein paar hundert Meter weiter. „Sie war plötzlich da und ist einfach immer wiedergekommen“, erinnert sich Heike Ohlandt über ihre erste Begegnung auf der Weide. Tochter Christin habe ihr schließlich den Namen Miss Marple gegeben - „dabei kennt sie die Sendung ja nicht mal“, sagt ihre Mutter trocken.

Damtier Miss Marple lebt seit fast vier Jahren auf einer Weide in Lunestedt mit Pferden zusammen

© Mark Schröder

Miss Marple hält für den Fotografen geduldig still. Nur anfassen lässt sich das Damtier von Menschen nicht.

Nicht nur den drei Frauen, auch Stute Jana und Wallach Glenn, mit denen Miss Marple seit Anfang an zusammenlebt, ist sie inzwischen ans Herz gewachsen. „Jeder passt auf den anderen auf“, sagt Christin Ohlandt. Bei ihren Ausflügen durch den Ort warteten Jana und Glenn beispielsweise so lange, bis das Damtier zu ihnen aufgeschlossen habe. „Und wenn ein Hund kommt, stellen sich die Pferde so hin, dass Miss Marple gut geschützt ist.“

Miss Marple darf als Einzige aus Glenns Napf fressen

Fragt man die Pferdebesitzerin nach ihrem schönsten Erlebnis mit der Hirschkuh, fällt ihr spontan der erste Ausritt ein. „Miss Marple ist wirklich durch das ganze Dorf mit uns mitgekommen“, sagt Christin Ohlandt. „Da haben wir zum ersten Mal gemerkt, dass sie fest in der Herde drin ist.“ Inzwischen stelle sich das Damtier sogar bei schlechtem Wetter zu den Pferden in den Stall, erzählt die Arzthelferin mit einem Lächeln. „Und Miss Marple ist die Einzige, die etwas aus Glenns Napf fressen darf - obwohl sie natürlich ihren eigenen hat. Aber sie frisst einfach sehr gerne.“

Die Geschichte vom Damtier, das bei den Pferden lebt, hat sich bereits über die Grenzen Lunestedts hinaus verbreitet. Nach einem ersten Medienbericht vor gut einem Jahr hätten in der Folge sogar zwei Fernsehteams in Lunestedt vorbeigeschaut, sagt Heike Ohlandt. Inzwischen habe sich der Trubel aber doch deutlich gelegt.

Nachholbedarf in Sachen Verkehrserziehung

Wie in vielen Familien bereiten die Kleinsten auch bei den Ohlandts die größten Sorgen. Einerseits habe man Angst davor, dass der Wolf, der sich immer wieder mal in der Nähe blicken lasse, ein Auge auf das Damtier werfen könnte. Andererseits habe Miss Marple in Sachen Verkehrserziehung noch Nachholbedarf. „Letztes Jahr ist sie mal wieder über die Straße gelaufen und angefahren worden“, sagt Christin Ohlandt. Trotz intensiver Suche sei das Damtier fast zwei Wochen lang verschwunden geblieben. „Wir hatten uns eigentlich schon von ihr verabschiedet, da kam sie plötzlich wieder um die Ecke.“ Inzwischen sei Miss Marple wenigstens so vorsichtig, dass sie beim Ausritt nicht mehr mit den Pferden auf der Straße, sondern nebenan auf dem Radweg mitlaufe, ist Mutter Heike froh.

Damtier Miss Marple darf, was sonst niemand darf: aus dem Napf von Wallach Glenn fressen.

© Mark Schröder

Sie darf, was sonst niemand darf: Wallach Glenn lässt Miss Marple aus seinem Napf fressen.

Und in noch einem Punkt unterscheidet sich Miss Marple von ihren Pferde-Freunden: „Sie lässt sich auch nach all den Jahren nicht anfassen“, sagt Christin Ohlandt. Lediglich bis auf eine Handbreit traue sich das Damtier heran, „um mal am Leckerli zu schnuppern“, so die junge Frau. Und ihre Schwester ergänzt lachend: „Körperkontakt mit Miss Marple haben wir nur, wenn sie uns beim Spaziergang mal wieder über den Haufen rennt.“

Rot-, Dam- und Rehwild

- „Das Reh ist nicht das Kind vom Hirsch“, lautet ein bekannter Satz. Und doch ist der Unterschied zwischen Dam-, Reh- und Rotwild wohl nur echten Experten geläufig.

- Unangefochtener König des Waldes ist der Rothirsch. Er erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 150 cm, ist aber nur auf rund 25 Prozent der bundesweiten Flächen vertreten und somit eher selten anzutreffen.

- Anders als das Rotwild erreicht das Damwild lediglich eine Schulterhöhe von etwa einem Meter und ist damit deutlich kleiner und leichter. Dennoch ist das Damwild immer noch größer als das Rehwild.

- Rehe gehören zwar ebenfalls zur Familie der Hirsche - das war’s aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Das Reh wird daher auch als Trughirsch bezeichnet. Rehe erreichen gerade mal eine Schulterhöhe von 84 cm und ein Gewicht von bis zu 35 kg. Mit rund 2,5 Millionen Tieren sind Rehe in Deutschland deutlich zahlreicher vertreten als das Rot- oder Damwild mit einigen hunderttausend Exemplaren.

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Erstellt:
25.09.2022, 14:00 Uhr
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