
LNG-Lieferungen vor allem über Nordsee-Terminals
Foto: Sina Schuldt
LNG-Import 2024: Warum die Nordsee-Terminals mehr Gas liefern
Die LNG-Terminals an der Nordsee haben 2024 mehr Gas eingespeist als die an der Ostsee. Private Betreiber kritisieren ungleiche Bedingungen.
LNG-Terminals: Nordsee-Standorte klar im Vorteil Die staatlich unterstützten LNG-Terminals an der Nordsee haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Gas eingespeist als die privaten Terminals an der Ostsee. Das geht aus Zahlen der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) und europäischen Gasinfrastruktur-Daten hervor. Während die Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel auf eine Auslastung von rund 65 Prozent kamen, blieb die Nutzung der Ostsee-Terminals in Lubmin und Mukran deutlich darunter.
Wilhelmshaven führt bei LNG-Einspeisung
Laut einer Statistik der europäischen Gasinfrastruktur-Betreiber GIE speiste das Terminal in Wilhelmshaven 2024 rund 37,5 Terawattstunden ins Netz ein. Brunsbüttel kam auf 21,6 Terawattstunden. Die Ostsee-Terminals in Lubmin und Mukran zusammen lagen hingegen nur bei 8,5 Terawattstunden. Zwischenzeitlich waren die beiden dortigen Terminalschiffe monatelang außer Betrieb, da Wartungsarbeiten und der Ausbau der Infrastruktur anstanden. Insgesamt lag die LNG-Einspeisung in Deutschland 2024 bei rund 68 Terawattstunden – ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
Kritik an Wettbewerbsbedingungen
Besonders die Betreiber der Ostsee-Terminals kritisieren ungleiche Marktbedingungen. Während die Nordsee-Terminals von der Bundesregierung finanziell unterstützt werden, muss die private Deutsche Regas ohne staatliche Hilfen auskommen. Zusätzlich erschweren hohe Gebühren für den Weitertransport durch das deutsche Gasnetz die Wettbewerbsfähigkeit. Nach Angaben des Regas-Geschäftsführers Ingo Wagner betreibe die staatliche DET eine „aggressive Preispolitik“, die private Anbieter benachteilige. Die DET hingegen betont, alle regulatorischen Vorgaben einzuhalten.
LNG-Terminals bleiben umstritten
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Deutschland den Bau von LNG-Terminals massiv vorangetrieben, um die Gasversorgung unabhängig von Russland zu machen. Kritiker, darunter die Deutsche Umwelthilfe, zweifeln jedoch am langfristigen Nutzen der Anlagen. Sie warnen vor hohen Kosten und negativen Umweltauswirkungen. Die Bundesregierung verteidigt die Infrastruktur als essenziell für die Energiesicherheit. Perspektivisch sollen einige der schwimmenden Terminals durch feste Anlagen ersetzt werden.
Zukunft: Wasserstoff statt LNG?
Langfristig sollen die Terminals eine Rolle in der Wasserstoffwirtschaft spielen. Während die aktuellen schwimmenden Terminalschiffe nicht für Wasserstoff geeignet sind, sollen künftige landseitige Anlagen auch Wasserstoffderivate importieren können. In Lubmin plant die Deutsche Regas zusammen mit einem norwegischen Partner bereits ein schwimmendes Terminal für Ammoniak, aus dem Wasserstoff gewonnen werden soll. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant. (dpa/vk)