Milliardenrisiko für den Bund durch ungenutzte LNG-Kapazitäten

Milliardenrisiko für den Bund durch ungenutzte LNG-Kapazitäten

Sie sollten Deutschlands Energie sichern – doch nun stehen die LNG-Terminals in der Kritik. Während der Betreiber von voller Auslastung sprechen, zweifelt die Umwelthilfe. Was läuft in Wilhelmshaven schief – und warum zahlt der Bund trotzdem drauf?

Streit um LNG-Auslastung entbrannt

Umwelthilfe und Betreiber bewerten den Betrieb der Anlagen unterschiedlich deutlich -

Um die deutsche Gasversorgung nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sicherzustellen, setzte die damalige Bundesregierung auch auf LNG-Terminals. Sie gelten als wichtiges Puzzlestück für Deutschlands Energiesicherheit – bis heute. Aber: „Kein einziges Terminal ist annähernd ausgelastet“, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe die bislang drei bestehenden LNG-Terminals an der deutschen Nordseeküste. Gehe man beispielsweise von der maximalen Kapazität des ersten Terminals in Wilhelmshaven aus, entspreche die Auslastung nur etwas mehr als 60 Prozent.

Wilhelmshaven: Slots voll verkauft

Doch der Betreiber, die staatseigene Deutsche Energy Terminal (DET), widerspricht. Man habe internationalen LNG-Händlern in Wilhelmshaven im vergangenen Jahr 75 Slots zur Anlandung entsprechender Cargoschiffe angeboten. „Und wir haben 75 Slots verkauft“, sagt DET-Chef Peter Röttgen. „Das ist für mich eine Auslastung von 100 Prozent. Was hätten wir denn noch mehr machen sollen, als alles zu verkaufen?“

Händlerentscheidungen beeinflussen Nutzung

Wenn Reedereien einen Slot buchen, müssen sie ihn allerdings nicht zwingend auch nutzen. „Das liegt beim Händler“, erklärt Röttgen. „Der Händler bucht einen Slot in Asien und in Deutschland. Und entscheidet dann, vielleicht noch eine Woche vorher, während das Cargo noch auf See ist, wohin er das Gas liefert.“ Der Händler liefere das Gas dann dorthin, wo er mehr dafür bekomme. Bezahlen müssen die Händler für den Slot in jedem Fall – ob sie ihn nutzen, oder nicht. Trotzdem: „Die DET macht Miese“, stellt Philipp Steinberg, zuständiger Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, klar. „Sie wird nicht kostendeckend arbeiten können.“ Das liegt nicht nur daran, dass das für viel Geld gemietete schwimmende Terminal im benachbarten Stade seit über einem Jahr vollkommen ungenutzt vor Anker liegt.

Anlagen sind genehmigt, aber noch nicht gebaut

Das Terminal in Stade soll, wie die Anlagen im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel und auf Rügen, langfristig durch stationäre Terminals ersetzt werden, die dann auch grünen Wasserstoff importieren können – und das wird die Staatsfirma viel Geld kosten. Die Anlagen sind genehmigt, aber noch nicht gebaut. Das soll zwar deutlich schneller geschehen als im internationalen Vergleich, trotzdem werden noch einige Jahre ins Land ziehen, bis die Terminals stehen.

Geplante Terminals: Langfristige Pläne

Man müsse bedenken, dass man üblicherweise mit Zeiträumen von mehr als 20 Jahren plane, innerhalb derer sich die Terminals refinanzieren, erklärt Steinberg. „Diese Planungszeiträume oder Vermarktungszeiträume haben wir hier nicht“, erklärte Steinberg bei der Eröffnung des zweiten schwimmenden Terminals in Wilhelmshaven. Man arbeite mit kurzen Zeiträumen und fahre dabei auf Sicht; „und das ist natürlich auch etwas, was dann unsere Wirtschaftlichkeit einschätzt.“

Verlust soll so gering wie möglich ausfallen

Der Bund wolle den Verlust so gering wie möglich halten. Ursprünglich plante das Bundeswirtschaftsministerium mit einem Verlust von bis zu 10 Milliarden Euro über die Laufzeit, „jetzt planen wir mit fünf oder noch weniger – für alle Terminals“. Dazu gehören auch die von der DET betriebenen Terminals und auf Rügen. Die LNG-Terminals sollten in der Gaskrise nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine die deutsche Gasversorgung sicherstellen. „Und das kostet natürlich etwas“, so Steinberg. (axt)

Ihr Autor

Jonas E. Koch, Büro Hannover

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Erstellt:
04.06.2025, 18:09 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec

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