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Gibt es mehrere Wölfe, die im Kreis Cuxhaven umherstreifen? (Symbolbild)
Bauern trauern um totes Rind
Ein Rind ist an der Stadtgrenze zu Cuxhaven brutal getötet worden. Für die Landwirte ist klar: Es war der Wolf. Das Rind ist nicht das einzige Tier, das in den vergangenen Tage hier verendete. Die Trauer und die Wut sind groß. Gibt es mehrere Wölfe?
Ada Fischer steht auf dem Deich in Arensch und zeigt auf eine schwarze Stelle auf der Weide. „Man kann dort noch Kampfspuren sehen. Hier ist mein Rind getötet worden.“ Die Bio-Bäuerin hat das Tier am Dienstagmorgen vorgefunden. Überall am Körper mit Kratz- und Bissspuren versehen, das rechte Fersenbein gebrochen. „Es wurde praktisch von hinten aufgefressen, lebendig, weil es keinen Kehlbiss hatte“, sagt Landwirt Volker Kaluza erschüttert. Dass Wölfe auch Rinder angreifen, passiert laut des niedersächsischen Umweltministeriums eher selten, ist aber nicht ausgeschlossen. Wegen ihrer Größe greifen Wölfe die Tiere anders an als Schafe. Anstatt des klassischen Kehlbisses lassen sie größere Tiere oft noch lebend zurück. So wie in Bokel Ende Oktober. Dort musste das Rind eingeschläfert werden.
Tiere nicht mehr an der Küste sicher
„Die Natur kann grausam sein“, sagt Mathias Janke, Landwirt in Arensch: „Wir haben alle unsere Tiere reingeholt, weil wir Angst haben.“ Im Frühjahr müssen ihre Nutztiere aber wieder auf die Weiden. Dass sich die Wölfe weiter vermehren, bereitet den Landwirten deshalb große Sorgen. „Das Problem ist, dass ein Wolfsrudel fünf bis sieben Nachwuchstiere hat, die sich nach zwei Jahren einen eigenen Jagdbereich suchen“, erklärt Wolfgang Schüßler, GEH-Regionalgruppensprecher. So werde die Fläche immer kleiner und der Druck auf die Weidetierhaltung größer. Für die Bauern stellt sich die Frage, wie lange sie ihre Tiere noch auf die Weide stellen können, wenn die Population der Wölfe steigt.
Neben Schüßler steht der Schafhalter Karl-Heinz Rinkhoff, der Schafe zwischen Brockeswalde und der Drangst hält. Wenige Tage zuvor sind zwei seiner Schafe getötet worden. „Am helllichten Tage ist der größte Bock meiner Herde gerissen worden“, berichtet Rinkhoff. Er entdeckte das Tier, als er seine Herde - aus Angst vor dem Wolf - in den Stall holen wollte. An diesem Tag konnte Rinkhoff nicht alle seine Tiere mit seinem Wagen transportieren, sechs musste er auf seiner anderen Weide, wenige Kilometer entfernt, über Nacht stehen lassen. „Am nächsten Tag haben wir auch dort ein totes, tragendes Schaf gefunden.“
Ob für die Tötungen des Rinds und der Schafe Wölfe verantwortlich waren, muss noch untersucht und von der Landwirtschaftskammer verifiziert werden. Nicht weit entfernt, am Friedhofwäldchen in Berensch, ist aber ein Wolf in eine Fotofalle getappt. „Es ist vom Förster bestätigt, dass hier in der Gegend zwei Jungwölfe unterwegs sind“, sagt Volker Kaluza. Neben Trauer über ihren Verlust ist die Wut auf den Wolf groß. „Es ist nicht nur emotional, sondern auch ein wirtschaftlicher Schaden“, sagt Fischer. Es muss eine angemessene Regulierung des Wolfsbestandes geben. Da sind sich alle einig. Auch sollte der Wolf nicht mehr unter Artenschutz stehen und bejagt werden dürfen. „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, aber es muss eine Grenze geben“, sagt Dietmar Kaluza, Jäger aus Arensch.
Solange eine Regulierung fehlt, müssen sie
Es ist nicht nur emotional, sondern auch ein wirtschaftlicher Schaden.

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Das Rind ist angegriffen, gebissen und getötet worden.

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Landwirte, Schafhalter und Jäger aus Arensch und Cuxhaven halten eine Mahnwache für das vom Wolf gerissene Rind.
Ada Fischer, Bio-Bäuerin

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