
Das Schild für öffentliche Apotheken hängt an einer Hauswand in der Innenstadt von Emden.
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Pharma
Protesttag am Mittwoch: Viele Apotheken wollen zu bleiben
Bei vielen Apotheken in Niedersachsen könnten Kundinnen und Kunden am Mittwoch vor verschlossenen Türen stehen. Der Grund ist ein bundesweiter Protesttag, an dem sich viele Apotheken beteiligen wollen. Den Pharmazeuten geht es dabei nicht nur um mehr Honorar.
Bei einem bundesweiten Protesttag werden am Mittwoch voraussichtlich auch in Niedersachsen viele Apotheken geschlossen bleiben. „Ich rechne am Protesttag mit einer hohen Beteiligung“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Landesapothekerverband Niedersachsen, Frank Germeshausen, der Deutschen Presse-Agentur. Die Versorgung mit Arzneimitteln soll über mindestens eine Notdienstapotheke pro Kreis gesichert werden. Auch Altenheime sollen weiter mit Medikamenten beliefert werden.
Neben der Schließung planten einige Apotheken auch andere Protestformen, um auf Missstände bei der Arzneimittelversorgung aufmerksam zu machen. Etwa wollen einige Apotheken Handzettel an Kunden verteilen oder mit Infoständen informieren, sagte Germeshausen.
Die Apotheken folgen bei dem Protest einem Aufruf mehrerer Berufsverbände. Aus ihrer Sicht setzen Lieferengpässe, Personalnot, eine ausufernde Bürokratisierung und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung die Apotheken zunehmend unter Druck. „Es geht um die Zukunft des Berufes“, sagte Germeshausen.
In Niedersachsen gibt es laut dem Landesapothekerverband 1745 Apotheken - das sind 368 weniger als noch vor 14 Jahren. Neben den 1370 Inhaberinnen und Inhabern arbeiten dort 14.982 Beschäftigte, darunter 94 Prozent Frauen.
Trotz der allgemeinen Preissteigerung hätten die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten, sagte Germeshausen. „Es geht nicht darum, überproportional zu profitieren, sondern es geht darum, in diesem ganzen Kreislauf mithalten zu können, um genügend Personal- und Fachkräfte zu bekommen, die auch entsprechend gut entlohnt werden können.“
Die Apothekerverbände verlangen eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung. Trotz steigender Kosten etwa bei Energie und Personal habe es bereits seit vielen Jahren keine Honoraranpassung mehr gegeben.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar bereits zurückgewiesen. „Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“.