
Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg aus Leer gibt aus Protest sein Bundesverdienstkreuz zurück. Grund ist die CDU-Zusammenarbeit mit der AfD.
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„Unverzeihlich“: Holocaust-Überlebender aus Leer gibt Verdienstorden zurück
Albrecht Weinberg aus Leer gibt seine höchste deutsche Auszeichnung, das Bundesverdienstkreuz, zurück und kritisiert damit den aktuellen CDU-Kurs. Er spricht von „Urängsten“.
Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg aus Leer (Ostfriesland) gibt aus Protest sein Bundesverdienstkreuz zurück. Der 99-Jährige, der die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebte, kritisiert scharf, dass die CDU im Bundestag einen Antrag zur Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchgesetzt hat. „Was Friedrich Merz durchgezogen hat, ist unverzeihlich“, sagt Weinberg gegenüber dem Redaktions-Netzwerk Deutschalnd (RND). Die Entscheidung löse in ihm „Urängste“ aus.
Weinberg: „Ich will es nicht mehr“
Weinberg erhielt das Bundesverdienstkreuz 2017 für sein Engagement als Zeitzeuge des Holocaust. Der gebürtige Ostfriese kehrte nach Jahrzehnten in den USA zurück und spricht seitdem in Schulen und Bildungseinrichtungen über seine Erlebnisse.
Viele seiner Verwandten seien von den Nationalsozialisten ermordet worden, berichtet der Norddeutsche Rundfunk (NDR). Ihnen sei er es schuldig, das Kreuz nicht mehr zu tragen, sagte Weinberg. Dabei sei er immer sehr stolz darauf gewesen.
Auch Künstler Luigi Toscano gibt Auszeichnung zurück
Weinberg entschied sich gemeinsam mit seinem Freund Luigi Toscano dazu, sein Bundesverdienstkreuz zurückzugeben. Dem Mannheimer Fotograf und Filmemacher Toscano wurde 2021 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er betonte, dass Migrationsprobleme nicht „mit den Steigbügelhaltern der Rechten“ gelöst werden dürften. Von demokratischen Kräften erwartet er uneingeschränkten Einsatz für die Demokratie. Was am Mittwoch im Bundestag geschehen sei, habe mit diesen Werten nichts mehr zu tun.
Kritik auch vom Auschwitz-Komitee
Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, sieht in der Entscheidung der CDU eine gefährliche Entwicklung. „Der Blick der Überlebenden auf Deutschland verdunkelt sich“, sagt Heubner. Er warnt davor, die AfD als politische Kraft zu normalisieren: „Die Folgen sind bekannt.“
Reaktion aus dem Bundespräsidialamt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der erst vor wenigen Tagen in einer Rede betonte, dass es „kein Ende der Erinnerung und deshalb auch keinen Schlussstrich unter unserer Verantwortung“ geben dürfe, soll die Rückgabe der Orden „sehr bedauern“, heißt es gegenüber dem RND aus seinem Amt. (kck)