Seegras.

Die Seegrasbestände vor der Küste Niedersachsens schrumpfen drastisch.

Foto: Marc Herlyn/dpa

Nordsee

Sorge um Nordsee-Ökosystem: Seegraswiesen in Niedersachsen schwinden

30. Mai 2025 // 16:45

Zwischen der Insel Norderney und dem Festland sind die Seegraswiesen stark zurückgegangen. Das bestätigt der niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Die grünen Pflanzen im Wattenmeer, die mit Algen oft verwechselt werden, spielen eine wichtige Rolle für das Ökosystem – und das Klima. Ihr Rückgang beunruhigt Forscher und Naturschützer gleichermaßen.

Kinderstube und Klimaretter

Seegraswiesen sind Rückzugsorte für Fische und bieten Nahrung für Zugvögel wie Ringelgänse. Außerdem binden sie große Mengen an Kohlenstoff – ähnlich wie Moore. Doch die letzte Kartierung 2019 ergab einen dramatischen Rückgang: über 70 Prozent weniger Fläche als 2013. Lediglich 8,6 Quadratkilometer blieben übrig – etwas mehr als die Fläche von Baltrum.

Ursachen noch nicht vollständig geklärt

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig: Wasserverschmutzung, Sedimente durch Baggerarbeiten, Eutrophierung und Klimawandel. Vor allem Trübung des Wassers durch Sediment und Nährstoffe schränkt die Lichtverfügbarkeit ein – lebenswichtig für photosynthesetreibendes Seegras. Auch Hitzewellen in Kombination mit Niedrigwasser setzen den Pflanzen zu.

Hoffnung auf Austausch und Renaturierung

Rund 80 Fachleute aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden treffen sich Anfang Juni in Wilhelmshaven, um Ursachen zu analysieren und Lösungswege zu finden. Erste Forschungsprojekte zur Wiederansiedlung laufen bereits, etwa durch das Geomar Helmholtz Zentrum in Kiel. Ob solche Renaturierungsversuche auch in Niedersachsen greifen, bleibt noch offen.

Seegras als Schlüssel zum Klimaschutz

Seegraswiesen könnten beim Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen. Ihr Potenzial zur CO₂-Bindung rückt zunehmend in den Fokus. Der trilaterale Statusbericht des Wattenmeersekretariats zeigt jedoch: 80 Prozent der europäischen Seegrasflächen liegen im nördlichen Wattenmeer – nicht in Niedersachsen. Dort muss gehandelt werden, damit sich die Wiesen wieder ausbreiten können. (dpa/kh)