
Der Neubau der „Crystal Cruises“ auf der Meyer Werft.
Foto: Eckardt
Rekord-Auftragseingang für deutsche Schiffbauindustrie
Mit vollen Auftragsbüchern und einem neuen Rekord im zivilen Schiffsneubau meldet sich die deutsche Werftindustrie zurück. Auch das Reparaturgeschäft floriert, während die Nachfrage im Marineschiffbau weiter ansteigt.
Milliardenschwerer Auftrag
Mit einem Auftragseingang von 10,7 Milliarden Euro im zivilen Schiffsneubau hat die deutsche Werftindustrie im vergangenen Jahr ein Allzeithoch erreicht. Das berichtete der Geschäftsführer der Fassmer Werft und Präsident des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) Harald Fassmer, auf der Jahrespressekonferenz in Hamburg. Auch das Reparaturgeschäft läuft gut, während der Marineschiffbau einen regelrechten Boom verzeichnet. Die hohe Nachfrage im Weltschiffbau sorgt für viele Aufträge in der gesamten Wertschöpfungskette. Diese Handlungsspielräume müssen jetzt genutzt werden, um Investitionen auf den Weg zu bringen. Werften in Deutschland sind überwiegend hoch ausgelastet.
Starke Auftragslage in der deutschen Werftindustrie
Harald Fassmer sprach von gut gefüllten Auftragsbüchern. Bei TKMS wurde ein neuer Rekord verzeichnet, die Meyer Werft in Papenburg freut sich über Neuaufträge aus der Kreuzfahrt, und auch die Werften FSG und Nobiskrug können nach der Übernahme „wieder mit Zuversicht in die Zukunft schauen“, so Fassmer. Der VSM betont immer wieder, dass ein starker ziviler Schiffbau ebenso wichtig ist wie die Marine, um ein wettbewerbsfähiges Cluster zu sichern. Die USA hingegen haben diese Balance vernachlässigt, auch wenn die Pläne des US-Präsidenten Donald Trumpzum Wiederaufbau der Branche eine „potenziell interessante Blaupause“ für den Schiffbau in Deutschland sein könnten.
Schiffe als Schlüssel im internationalen Handel
Schiffe sind laut Verband das entscheidende Verkehrsmittel, mit dem internationaler Handel ermöglicht und Versorgungssicherheit gewährleistet wird. Marinestreitkräfte spielten im geopolitischen Kontext eine Schlüsselrolle. Dies wird nahezu täglich insbesondere im Konfliktraum Südchinesisches Meer, aber auch am Horn von Afrika und vielen anderen Orten deutlich. Auch vor unserer Haustür bestehen akute Herausforderungen, etwa beim Schutz kritischer Infrastruktur auf dem Meer.
Chinas Handelsstrategie als Vorbild
Für China war laut dem VSM der massive Ausbau des Handelsschiffbaus der Schlüssel, um innerhalb eines guten Jahrzehnts die größte Marine der Welt zu bauen. Im zivilen Markt konnte es nicht nur problemlos Produktionstechnik und sonstige maritime Technologie aus dem Ausland anziehen, sondern auch einen wesentlichen Teil der Finanzierung für den Kapazitätsaufbau durch Aufträge westlicher Kunden sicherstellen. Viele der Zivilwerften sind parallel im Marineschiffbau aktiv.
Europäische Schiffbaupolitik und ihre Auswirkungen
Staatliche Rahmenbedingungen waren im Schiffbau stets maßgebliche Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung der jeweiligen nationalen Industrie, so der Verband. Diese gelte umso mehr, da internationales Handelsrecht in dieser Branche keinerlei Wirkung entfalten konnte. In Europa wurde Schiffbaupolitik seit Jahrzehnten im Wesentlichen ordnungspolitisch definiert. Der Verlust von fast zwei Dritteln der Schiffbauproduktion in weniger als zwei Jahrzehnten war die Folge. Mit rund zwei Dritteln aller zivilen Neubauaufträge erreiche dagegen nun Chinas Dominanz in der maritimen Wirtschaft erdrückende Ausmaße.
Der Industrie sei es dennoch in beachtlicher Weise gelungen, wesentliche Fähigkeiten zu erhalten und weiterzuentwickeln. Im zivilen Bereich sei dies entscheidend durch die Fokussierung auf High-End-Märkte, insbesondere Kreuzfahrtschiffe und Superyachten, geglückt. In beiden Marktsegmenten dominieren europäische Hersteller den Weltmarkt. (yvo/mca)
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