Schwere Zeiten für Golfplätze
Eine zu geringe Auslastung, älter werdende Mitglieder - die Probleme auf Golfanlagen sind auch in Bremerhaven und der Region Cuxland bekannt. Die Golfclubs Bremerhaven Geestemünde und Gut Hainmühlen planen deshalb eine Zusammenarbeit. Die Verschmelzung würde Kosten sparen, Mitglieder können für gleiches Geld auf beiden Plätzen spielen.
Dr. Falk Billion (Anzing / Bayern) ist Sachverständiger für die Wirtschaftlichkeitsbewertung von Golfanlagen. Der Experte hat für Nordsee-Zeitung.de zusammengefasst, warum Golfplätze rote Zahlen schreiben, welche Möglichkeiten es gibt, eine Anlage zu erhalten und welche Vorteile eine Fusion bringt:
1 | Rote Zahlen
Bei gewerblichen Trägern und Betreibern von Golfplätzen sieht es wirtschaftlich schon seit einigen Jahren gar nicht gut aus. Von rund 380, die die Zahlen ihrer Golfanlagen veröffentlichen, hatten in Jahren von 2006 bis 2019 über die Hälfte jeweils negative Jahresergebnisse erzielt, wie Billion erläutert.
2 | Gründe für schlechte wirtschaftliche Lage
Warum kommt es überhaupt zu roten Zahlen? Laut Billion liegt der Misserfolg daran, dass einer oder mehrere der Erfolgsfaktoren nicht erfüllt werden: Standort, Produkt und Management.
„An einem Standort mit nur geringer Bevölkerungszahl im regionalen Einzugsbereich, mit unterdurchschnittlicher Kaufkraft der Bevölkerung und/oder mit einer überdurchschnittlichen Golfplatz-Dichte tun Golfanlagen sich schwer, die Umsatzerlöse zu generieren, die zur Deckung der hohen Betriebskosten erforderlich sind“, so Billion.
Genau das trifft auch auf Bremerhaven und den Kreis Cuxhaven zu. Mit Golfplätzen, die in Teilen einen vernachlässigten Eindruck machen, sei es ebenfalls schwer, Kosten zu decken.
„Am schlimmsten sieht es mit Golfanlagen aus, die nicht über ein professionelles Management verfügen“, betont der Experte. Effizientes Marketing, ein funktionierendes Kostenmanagement inklusive Budgetierung und Controlling seien zwingend notwendig, damit eine Golfanlage wirtschaftlich funktioniert.

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Falk Billion ist Sachverständiger für Wirtschaftlichkeitsbewertung von Golfanlagen. Er weiß, warum rote Zahlen geschrieben werden und was es braucht, damit eine Anlage erfolgreich funktioniert.
3 | Möglichkeiten, einen Golfplatz zu erhalten
Wer seinen bestehenden Golfplatz erhalten will, muss laut Billion vor allem eines tun: „Die Stärken und die Schwächen seines Betriebs schonungslos analysieren und sein Betriebskonzept darauf ausrichten, die Schwächen zu eliminieren oder zu kompensieren“, sagt der 74-Jährige.
Die Stärken müssten außerdem stetig weiter ausgebaut werden. Doch genau da liegt das Problem. „Wenn Sie auf Golfanlagen in Deutschland nach einem ‚Betriebskonzept‘ fragen, ernten sie in der Mehrzahl der Fälle allenfalls ein Schulterzucken“, so Billion. Seiner Meinung nach fehlt es bei vielen dieser Unternehmen an einer soliden Strategie für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit.
4 | Ab wann eine Fusion sinnvoll ist
Bei einer Fusion schließen sich mehrere Golfanlagen zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammen. Das Unternehmen hat dann eine einheitliche Führung für mehrere Betriebsstätten, sprich Golfplätze, erklärt Billion.
„Fusionen machen meines Erachtens nur für gewerbliche Golfanlagen Sinn, die sich zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammenschließen“, so Billion weiter.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage jeder einzelnen Golfanlage, die sich an der Fusion beteiligt, ist dabei unerheblich. „Für die Sinnhaftigkeit der Fusion spielen einzig und allein die wirtschaftlichen Perspektiven für das neue Gesamt-Unternehmen eine Rolle“, sagt er.
5 | Finanzielle Vorteile einer Fusion
„Fusionen führen im Idealfall zu Synergien sowohl bei den Umsatzerlösen als auch bei den Kosten“, so der Experte. Das Marketing sorge dafür, dass auf allen zugehörigen Golfanlagen neue Golfer gewonnen und vorhandene Golfer gebunden werden.
Durch die Kostenvorteile kann das operative Geschäft, wie etwa Werbung und Gastronomie, deutlich gestärkt werden. Einsparungen auf der Kostenseite können durch den Einkauf von etwa Maschinen und Betriebsmitteln sowie durch zentrale Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter realisiert werden.