
Die bedrohten Bienen stehen im Zentrum einer Krise, die nicht nur Imker, sondern auch die Landwirtschaft und das Ökosystem betrifft.
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Fake-Honig in Supermärkten: Imker in Niedersachsen kämpfen ums Überleben
Billiger Honig aus dem Ausland setzt niedersächsische Imker unter Druck. Experten warnen: 80 % des Honigs im Handel ist nicht echt.
Imker in Niedersachsen sehen sich zunehmend in Existenznot. Billiger Importhonig aus dem Ausland beherrsche die Supermarktregale. Berufsimker Oliver Löwe aus Gödenstorf (Landkreis Harburg) berichtet von einem dramatischen Preisverfall: „Für ein Kilo Honig werden mir nur noch 1,70 Euro geboten. Das deckt nicht einmal die Produktionskosten.“ Mit 1.200 Bienenvölkern gehört er zu den größten Imkern Deutschlands, doch auch er überlegt, die Zahl seiner Bienenvölker zu reduzieren.
80 Prozent des Honigs im Supermarkt ist gepanscht
Eine Ursache für die Probleme der heimischen Imker sei der massive Import von Honig aus Ländern wie der Ukraine, Argentinien und Mexiko. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 über 64.000 Tonnen Honig nach Deutschland eingeführt - doppelt so viel, wie deutsche Imker im gleichen Zeitraum produzierten. Eine neue DNA-Analyse des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds deckte auf, dass 80 Prozent der getesteten Honige in deutschen Supermärkten gefälscht waren.
Experten fanden Hinweise auf Zuckersirupe, die zum Strecken des Honigs verwendet werden. „Wenn DNA von Mais oder Reis auftaucht, handelt es sich um Fälschungen“, erklärt Klaus Ahrens, Vizepräsident des Berufsimkerbunds. Besonders brisant: Diese Manipulationen bleiben bei den bisherigen EU-Qualitätstests unentdeckt.
Gefälschter Honig unterläuft EU-Tests
Zuckersirup ist deutlich günstiger als echte Honigproduktion, was ihn für Betrüger lukrativ macht. Laut Ahrens sind die aktuellen EU-Tests nicht ausreichend: „Die Betrüger haben sich längst darauf eingestellt.“ Die DNA-Analyse, die der Berufsimkerbund in Estland durchführen ließ, entlarvt Fälschungen, die bei den bisherigen Standards durchrutschen. Die Hoffnung der Imker ruht nun darauf, dass diese Methode innerhalb der nächsten sechs Monate offiziell anerkannt wird.
Die Folgen für Imker und Natur
Oliver Löwe und viele seiner Kollegen sehen sich gezwungen, ihre Bienenvölker zu reduzieren. Dies könnte langfristig auch die Landwirtschaft und das Ökosystem gefährden, da Bienen eine zentrale Rolle bei der Bestäubung spielen. Löwe warnt: „Ohne Imker müssen Landwirte in Zukunft mit dem Pinsel bestäuben - wie in anderen Ländern, wo Bienen ausgestorben sind.“
Echter Honig: Darauf sollten Verbraucher achten
Verbraucher können mit ihrem Kaufverhalten dazu beitragen, heimische Imker zu unterstützen. Laut Verbraucherzentrale sollte Honig bevorzugt direkt beim regionalen Imker gekauft werden. Alternativ garantiert das Siegel „Echter Deutscher Honig“, dass es sich um ein naturbelassenes Produkt handelt. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Honig nicht gestreckt oder gefälscht ist.