
Einer von vielen Einsätzen mit Baumschäden.
Foto: Feuerwehr Bremerhaven
500 Einsätze: Das ist die vorläufige Bilanz der Sturmnacht
Mit bis zu 145 Stundenkilometern Geschwindigkeit ist Orkan „Zeynep“ über die Region gezogen.
Mann stirbt
Die Feuerwehren blicken auf eine arbeitsreiche Nacht zurück. 400 Einsätze seien alleine für den Landkreis Cuxhaven zu verbuchen, sagt Hauke Kahrs, Pressesprecher der Feuerwehr im Landkreis. Der Dramatischste davon in Spieka: Ein 68-Jähriger stürzte vom Dach eines Stalles aus 10 Meter in die Tiefe und starb. Die allermeisten Einsätze gab es durch umgestürzte Bäume und Bauzäune auf Fahrbahnen sowie herabfallender Dachziegel und einige Verkehrsunfälle.
Straßen gesperrt
Auf der A27, in Höhe Bremerhaven-Wulsdorf, musste die Fahrbahn in Richtung Süden für ca. anderthalb Stunden gesperrt werden, da Bäume gegen eine Lärmschutzwand gestürzt waren. Die B495, zwischen Bremervörde und Hemmoor, musste im Bereich der Abzweigungen nach Armstorf und Nindorf, im dortigen Waldgebiet, komplett gesperrt werden, da Gefahr durch umstürzende Bäume bestand. Die Sperrung bleibt dabei bis zum Ende des Sturmes aufrechterhalten, da es unter den aktuellen Witterungsbedingungen zu gefährlich ist, Baumfällarbeiten durchzuführen. In den Küstenbereichen waren die entsprechenden Behörden auf die bevorstehende Sturmflut gut vorbereitet, so dass es dort nur zu wenigen Einsätzen gekommen ist.
Dach löst sich
In der Stadt Bremerhaven seien bis Samstagmorgen um 6 Uhr laut Pressemitteilung der Feuerwehr „insgesamt 94 sturmbedingte Gefahrenstellen beseitigt worden“. In den meisten Fällen blockierten umgestürzte Bäume die Fahrbahnen. Weitere Einsätze entfielen auf Dachpfannen, die drohten herabzufallen sowie auf das Sichern von Gegenständen. In Surheide löste sich das Dach eines Wohnhauses, das Dach wurde durch Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW gesichert, womit ein komplettes Auseinanderfliegen verhindert werden konnte. Weitere Einsätze ergäben sich nun „nachdem die Leute aufgestanden sind“, so ein Sprecher, die Zahl dürfte also am Ende bei mehr als 100 liegen.
Koordination in der Leitstelle
Die Koordination der Einsatzmittel übernahm der zehnköpfige Stab „Außergewöhnliche Ereignisse“ auf der Zentralen Feuerwache. Aufgrund einer hohen Anzahl an Paralleleinsätzen wurden sogenannte „Scouts“ eingesetzt, die die Dringlichkeit der Einsätze vor Ort abschätzten. Die Integrierte Regionalleitstelle Unterweser-Elbe (IRLS) bearbeitete im Zeitraum von Freitagnachmittag, 17 Uhr bis Samstagmorgen, 6 Uhr rund 2000 Hilfeersuchen aus der Stadt Bremerhaven sowie den Landkreisen Cuxhaven und Osterholz. Davon bezogen sich rund 400 Hilfeersuchen auf sturmbedingte Einsätze, Die Notrufe konnten durch den maximalen Personaleinsatz innerhalb von nur 15 Sekunden bearbeitet werden. Ab circa 2.30 Uhr war das Schlimmste vorbei und der Sturm beruhigte sich. Die Aufräumarbeiten dauerten allerdings noch an.
Es wird noch aufgeräumt
Noch immer werden die Straßen und Schienen vom Bäumen befreit, sagt auch Hauke Kahrs. Viele Einsätze der Feuerwehr gingen auch direkt von der Feuerwehr oder von Anrufen bei den Ortswehren aus, daher sei die Zahl der Einsätze noch viel höher als die der Notrufe. „Wir sind ganz schön erschöpft“, sagt Kahrs. Mit der Bilanz der Nacht sei man allerdings - abgesehen von dem Todesfall - zufrieden. Aus Sicht der Feuerwehr, die erst wenige Stunden vor dem Sturm in Alarmbereitschaft versetzt wurde, habe die Planung und Koordination der Einsätze reibungslos funktioniert. Der Orkan sei besonders heftig gewesen: „So viele abgedeckte Dächer, oder welche die drohten abgedeckt zu werden, habe ich noch nie gesehen“, so Kahrs.
Neun Tote
Europaweit starben mindestens neun Menschen. Der DWD hat die Höhe der in Hamburg am frühen Samstagmorgen erwarteten Sturmflut nach oben korrigiert. Statt mit einer schweren Sturmflut mit Wasserständen von bis zu drei Metern müsse nun mit bis zu 3,5 Metern gerechnet werden, was einer sehr schweren Sturmflut entspräche, teilte der Wetterdienst am Samstag mit.
Gebiet in Bremen evakuiert
In Bremen musste wegen eines erwarteten Hochwassers ein Parzellengebiet in der Pauliner Marsch evakuiert worden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitagabend. „Das ist Jahre her, dass wir zu so einer Maßnahme greifen mussten.“ In Nordrhein-Westfalen ist die Rheinbrücke Emmerich bis auf weiteres gesperrt. Grund dafür seien umgestürzte Gerüstteile, die in die Fahrbahn ragen, teilte die Polizei am frühen Samstagmorgen mit. Mindestens bis Montag soll es stürmisch bleiben, wie es vom DWD heißt. „Es kehrt einfach keine Ruhe ein“, sagte ein Meteorologe.