90er-Nostalgie und Ironie: Neue TV-Serie mit Florian Lukas als One-Hit-Wonder

90er-Nostalgie und Ironie: Neue TV-Serie mit Florian Lukas als One-Hit-Wonder

Thomas Janowski, einst als „Messiah“ bekannt, kämpft um ein Comeback im Showgeschäft. Die neue Sat.1-Serie „Messiah Superstar“ begleitet den abgehalfterten Sänger, gespielt von Florian Lukas, bei seinem Versuch, an alte Erfolge anzuknüpfen.

Florian Lukas als One-Hit-Wonder

In der Mockumentary kämpft ein vergessener Sänger um neue Anerkennung

Die Haare sind schütter, das Konto leer, und nur die Tattoos auf seinem Handrücken zeugen noch davon, dass er früher mal ein Star war: Thomas Janowski (Florian Lukas) ist ein klassisches One-Hit-Wonder. Unter dem Künstlernamen „Messiah“ stürmte er 1996 die Hitparaden, doch der Eurodance-Ohrwurm „XTC“ blieb sein einziger Erfolg. Heute managt der abgehalfterte Popsänger das Restaurant „Esstasy“ seiner Mutter (Johanna Gastdorf), träumt von alten Zeiten und wittert seine Comeback-Chance, als ein TV-Sender für eine Dokusoap seinen Alltag filmen will. Die Serie „Messiah Superstar“ (ab 30.5., Sat.1) erzählt mit Witz, Wärme und Gastauftritten echter Stars wie Oli P., Vanessa Mai oder Fernsehkoch Alexander Herrmann von dieser zugleich lächerlichen und liebenswerten Figur.

Ähnlich wie „Stromberg“ oder „Die Discounter“ ist die achtteilige Satire eine Arbeitsplatz-Comedy im Stil einer Mockumentary: Die dokumentarische Form wird genutzt, um eine fiktive Geschichte zu erzählen. Der Arbeitsplatz ist das „Esstasy“, ein trister Schuppen im Berliner Stadtteil Wedding. Die Mitarbeiter, das sind der Syrer Arif (Lukas von Horbatschewsky), der Angela Merkel verehrt und akribisch genau den Müll trennt, und die allein erziehende Nadine (Banafshe Hourmazdi). Und dann ist da noch Tontechniker Leon (Jonas Nay), der letzte Fan, den Thomas außer seiner Mama und einer Stalkerin noch hat.

Bereits in Darts-Serie als tragikomischer Verlierer

Messiah lässt keine Gelegenheit aus, mit seiner Vergangenheit anzugeben. „Mein guter Freund Sting hat mir Yoga beigebracht“, schwadroniert er, dem Musiker H.P. Baxxter habe er geholfen, „Hyper Hyper“ zu einem Hit zu machen, und angeblich kannte er sogar Madonna. Doch bei aller Protzerei: Florian Lukas, der schon in der Darts-Serie „Die Wespe“ einen tragikomischen Verlierer gespielt hat und zuletzt mit seiner Bravourleistung als Hans Rosenthal in der ZDF-Filmbiographie über den Moderator glänzte, verleiht dem abgestürzten Götterliebling eine schöne Ambivalenz: Tief in seinem Inneren weiß Thomas wohl doch, dass er ein armes Würstchen ist. Das Drehbuch schenkt ihm Sätze wie „Ich bin wie die Sonne. Oder wie Chlamydien. Auch wenn man sie nicht sieht, sind sie immer da.“

Mit viel Liebe zu ihren Figuren erzählt die Serie vom Alltag am Arbeitsplatz, vor allem aber von „Messiahs“ Comeback-Versuch. Zwischendurch lassen Rückblenden das Highlife der 90er aufleben: Wie in einer echten Dokumentation werden Schnipsel aus alten Musikvideos zum treibenden 90er-Jahre-Beat eingeblendet, aber auch einige von Thomas‘ peinlichen Abstürzen, etwa wenn er mal wieder betrunken bei einer Autohaus-Eröffnung aufgetreten ist. Solche Leute landen normalerweise irgendwann im „Dschungelcamp“, doch nicht einmal dafür reicht sein verblasster Ruhm noch.

Ironie gehört in der Serie zum guten Ton

Die Serie raubt ihrem Star zwar nicht die letzte Würde, aber Ironie gehört in „Messiah Superstar“ zum guten Ton, etwa wenn er zu den Klängen von „I‘m too sexy“ den Putzlappen schwingt. Die Cameo-Auftritte von Gaststars sind alle sinnvoll mit der Handlung verwoben. Sabrina Setlur etwa spielt sich selber: Sie war kurz mit Messiah verheiratet und verdient ihre Brötchen inzwischen als Staubsauger-Vertreterin – nur im Serienkosmos, versteht sich.

Der Achtteiler (Regie: Felix Stienz) basiert auf einem israelischen Original und wurde in Prag gedreht, Headautor der deutschen Adaption war Sebastian Colley, der Mit-Erfinder des Netflix-Erfolgs „How To Sell Drugs Online Fast“. Für das gesellschaftskritische Special „Kroymann – Ist die noch gut?“ erhielt er kürzlich den renommierten Grimme-Preis. Ausgewachsene Sozial- oder Medienkritik sollte man sich von „Messiah Superstar“ zwar nicht versprechen, aber sehenswerte Unterhaltung mit einer durchweg sympathischen Truppe.

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Erstellt:
29.05.2025, 17:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec

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