Viel Schauriges für den Gruselmonat
„Where’s Wanda?“ (ab 2.10., AppleTV+) – Als „Tatort“-Kommissarin wurde sie ausgemustert, jetzt wird Heike Makatsch zur Serienheldin. Sie spielt die Kleinstadt-Mutter Carlotta Klatt, deren Teenager-Tochter Wanda eines Tages nicht nach Hause kommt und die deshalb zur Hobby-Ermittlerin in eigener Sache wird. Denn als die Polizei vergeblich nach der mutmaßlich entführten Wanda sucht, nehmen Carlotta und Ehemann Dedo (Axel Stein) die Dinge selber in die Hand und kommen dem Täter gefährlich nahe. „Where’s Wanda“ ist die erste deutsche Serie von AppleTV+ und wird als Dark Comedy angekündigt. Das weckt Hoffnung auf reichlich schwarzen Humor, aber allzu viel davon hat die Serie leider nicht zu bieten – und von einem Spionagepaar wie Mr. und Mrs. Smith ist das Duo Stein/Makatsch weit entfernt.
„Ich bin Dagobert“ (ab 2.10., RTL+) – Er nannte sich nach der reichsten Ente der Welt und war in den 90ern einer der meistgesuchten Kriminellen Deutschlands: Der Berliner Kaufhauserpresser Arno Funke alias Dagobert. Weil er die Polizei bei den Geldübergabe-Versuchen oft an der Nase herumführte, wurde er als moderner Eulenspiegel zum heimlichen Liebling der Öffentlichkeit. In der True-Crime-Serie „Ich bin Dagobert“ spielt Friedrich Mücke den Bombenbauer als hochbegabten Einzelgänger, der im Leben Pech gehabt hat: Er atmet in einer Autowerkstatt beim Lackieren giftige Dämpfe ein, leidet unter Depressionen und kann erst als Ganove seinen Erfindergeist ausleben. Das Psychogramm eines Verbrechers verbirgt seine Sympathie für Arno Funke nicht, der bei der Produktion als Berater zur Seite stand.
„We’re on it, Comrades“ (ab 4.10., ZDF-Mediathek) – Akte X im Kommunismus: 1983 leistet sich die CSSR in dieser skurrilen Serie ein Institut zur Untersuchung paranormaler Phänomene. Unter strenger Geheimhaltung untersuchen schrullige Wissenschaftler rätselhafte Dinge: Wurde ein Bauchredner wirklich von seiner eigenen Puppe erwürgt? Und haben Aliens einen Hobby-Ufologen auf dem Gewissen? Bei ihren Ermittlungen stoßen der naive Ingenieur Vojta (Jan Cina) und der regimekritische Skeptiker David (Jiri Machacek) aber meist auf sehr irdische Kriminalfälle. Die tschechisch-deutsche Comedyserie kommt ein wenig betulich und aus der Zeit gefallen daher. Sie atmet den nostalgischen Charme tschechischer TV-Klassiker wie etwa „Die Märchenbraut“ – melancholisch, gutherzig und liebenswert unperfekt.
„Schwarze Früchte“ (ab 18.10., ARD-Mediathek) – Den Antrittsbesuch bei den Eltern seines Freundes hätte sich Lalo anders gewünscht. Nicht dass die zwei wohlsituierten Gutmenschen ihn als schwulen schwarzen Partner ihres Sohnes ablehnen würden, im Gegenteil: Die beiden Villenbesitzer triefen nur so vor verkrampftem Wohlwollen, aber gerade deshalb endet der Abend im Desaster. Lalo wird gespielt von Lamin Leroy Gibba, der auch die Idee zu dieser Serie hatte, die von den Lebenswelten schwarzer queerer Menschen in Deutschland erzählt, aber unabhängig davon auch universelle Geschichten über junge Leute auf der Suche nach ihrem Platz im Leben behandelt. Um ihren Alltag kreisen die sechs Folgen episodisch, zeitgemäß und interessant, sie wirken aber insgesamt etwas ziellos.
„Before“ (ab 25.10., AppleTV+) – Er ist dank seines trockenen Humors einer der beliebtesten Entertainer der USA, moderierte schon neunmal die Oscar-Verleihung und wurde spätestens 1989 mit der Kinokomödie „Harry und Sally“ berühmt: Billy Crystal. In der Serie „Before“ spielt er den Kinderpsychiater Eli, der seit dem Tod seiner Ehefrau Lynn (Judith Light) in Trauer versinkt und am liebsten gar nicht mehr arbeiten würde. Doch sein neuester Patient, der völlig verstörte kleine Noah (Jacobi Jupe), drängt sich ungefragt in sein Leben und hat nicht nur eine ominöse Verbindung zu Elis Vergangenheit, sondern auch gruselige Visionen. Was steckt dahinter? Bei seinem Versuch, Noah zu helfen, stellt Eli in der paranormalen Thrillerserie fest, dass die vermeintlich beste Ehefrau von allen womöglich Geheimnisse hatte.
„Achtsam morden“ (ab 31.10., Netflix) – Atemübungen, Meditieren, Entschleunigung: Achtsamkeit gilt als Allheilmittel für psychische Gebrechen, und der Autor Karsten Dusse hat den Hype in seinen Romanen um den Juristen Björn Diemel mit viel schwarzem Humor aufs Korn genommen. In der Serienverfilmung, die pünktlich an Halloween startet, spielt Tom Schilling den gestressten Familienvater Björn, der als Anwalt eines Mafiabosses keine ruhige Minute hat. Als seine Frau ihn drängt, ein Achtsamkeitsseminar zu besuchen, nutzt Björn die dort erlangte innere Gelassenheit auf seine Art: Weil er sich von nichts mehr aus der Ruhe bringen lässt, räumt er alle Probleme kaltblütig aus dem Weg – erst ist sein gemeingefährlicher Mandant Dragan (Sascha Geršak) an der Reihe, dann verstrickt sich Björn immer tiefer ins Verbrechen, bleibt dabei aber immer schön achtsam.

© Zuzana Panská
Szene aus „We’re on it, Comrades“: Juna 1 (Michal Kern) und Juna 2 (Tomáš Kobr) sollen den Dorfteich nach Ursachen absuchen, die zur spontanen Selbstentzündung einer alten Frau geführt haben könnten.

© AppleTV+
„Before“: Billy Crystal spielt den Kinderpsychiater Eli.