Der „King of Entertainment“
„Guckt mich an, Robbie Williams ist zurück in Stadien!“, sagt Robbie Williams und grinst sein schelmischstes Grinsen. Im Rahmen seiner Europatour ist der 51-Jährige Brite in der Heinz von Heiden Arena in Hannover zu Gast – und er hat sich Großes vorgenommen. „Ich glaube, dass Entertainment alles ist. Das Leben ist hart, die Welt ist verrückt. Wir brauchen einen Ort, um all das hinter uns zu lassen. Das hier ist dieser Ort“, sagt er. Und so wie Michael Jackson sich einst selbst zum „King of Pop“ ernannte, habe er entschieden, nun der „King of Entertainment“ zu sein, denn er wolle als größter Entertainer der Welt in die Geschichte eingehen. Ein kühnes Versprechen, das Williams allerdings eindrucksvoll einzulösen weiß.
Stahlkonstruktion hebt unter Goldregen ab
Schon der Auftakt der gut zweistündigen Show ist eine Ansage: Nach seiner neuen Single „Rocket“ – ein mitreißender Rocksong, bei den niemand geringerer als Tony Iommi von Black Sabbath die Gitarre einspielte – erklimmt Williams im weißen Astronautenanzug eine bogenförmige Stahlkonstruktion, die unter Goldregen wie eine Rakete vom Boden abhebt. Oben angekommen, lässt er sich zu „Let Me Entertain You“ kopfüber abseilen. So wie Anfang der 2000er bei seinen legendären Konzerten im britischen Knebworth, wo der Brite an drei Abenden in Folge vor 375.000 Menschen spielte.
Roter Trainingsanzug unter Astronauten-Outfit
Es ist nicht die einzige Referenz an frühere Tage. Unter seinem Astronautenanzug kommt ein roter Trainingsanzug zum Vorschein, wie er ihn 1995 schon trug, als er kurz nach dem Rauswurf aus der Boyband Take That zum legendären Glastonbury Festival fuhr und dort mit der Britpop-Band Oasis feierte. „Britpop“ ist auch der Titel von Williams kommenden Album, das im Herbst erscheinen wird. Er habe das Album aufgenommen, dass er Ende der Neunziger gerne aufgenommen hätte, ließ er verlauten.
Papierschlangen schießen auf die Fans
„Rocket“ bleibt aber der einzige neue Song des Abends. Williams konzentriert sich auf seine großen Hits: „Rock DJ“, „Kids“, „She‘s The One“, „Feel“. Zu „Love my Life“ schießen Papierschlangen auf die 45.000 Fans, bei „Road To Mandalay“ bahnt Williams sich händeschüttelnd den Weg zu einer Bühne in der Stadionmitte. Dort trifft er auf Thomas Rylance und Katie Llyod von seiner Vorband Lottery Winners, mit denen er unter anderem den Take-That-Hit „Relight My Fire“ zum Besten gibt.
Großspurige Ansagen und emotionale Einblicke
Doch Williams singt nicht nur, er erzählt auch viel – und wechselt dabei geschickt zwischen großspurigen Ansagen, Gags auf seine eigenen Kosten und tiefen Einblicken in sein Seelenleben. Er sagt, dass sein Leben neu begonnen habe, als er seine Frau Ayda traf und mit ihr vier Kinder bekam. Er spricht darüber, welch große Angst er vor dem Tourstart gehabt habe und wie dankbar er seinen deutschen Fans sei, die ihm erlauben würden, er selbst zu sein. Und er erzählt von seinem Vater, der an Parkinson leidet, und seiner Mutter, die Demenz hat und kaum noch wisse, wer er ist. „Nichts von dem hier ist garantiert. Das Leben ist nicht garantiert. Aber ich habe das Gefühl, dass ich noch viel Zeit auf dem Runway des Lebens vor mir habe“, sagt er, und will von seinen Fans wissen: „Wollt ihr mit mir alt werden?“
Ein Meer aus Handylichtern
Hannover antwortet mit frenetischem Jubel. Als die Show schließlich mit „Angels“ und einem Meer aus Handylichtern zu Ende geht, bleibt das Gefühl, dass Robbie Williams 2025 nicht nur in Topform ist, sondern eben wirklich der unangefochtene „King of Entertainment“ ist.