
Auf dem Speiseplan sollten auch dem Klima zuliebe möglichst wenige Lebensmittel tierischen Ursprungs stehen.
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Wie man sich klimaschonend ernährt
Es gibt gute gesundheitliche Gründe, ausgewogen und nachhaltig zu essen. Dieeigenen Abwehrkräfte zu stärken und damit seinem Wohlbefinden etwas Gutes zu tun, ist aber nur einAspekt. Hinzu kommt: Man kann damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes produziert ein in Deutschland lebender Mensch durchschnittlich rund 10,5 Tonnen CO2 pro Jahr. Auf die Ernährung entfallen davon fast 1,8 Tonnen. Der CO2-Ausstoß könnte zum Beispiel reduziert werden, wenn weniger Lebensmittel im Abfall landeten. Allein Privathaushalte entsorgen davon jährlich 6,5 Millionen Tonnen. „Jeder Verbraucher und jede Verbraucherin wirft demnach etwa 78 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg“, heißt es auf der Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Das müsse nicht sein, meint Diana Haack, Ernährungsberaterin der AOK Bremen/Bremerhaven. Jeder und jede könne die eigene Klimabilanz verbessern. „Dadurch schont man nicht nur das Klima, sondern tut auch etwas Gutes für die eigene Gesundheit, das Tierwohl und den eigenen Geldbeutel.“
Wie das funktioniert, dafür hat sie mehrere Tipps:
1. Weniger Tierisches
Tierische Lebensmittel sollten nur in Maßen konsumiert werden: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurstwaren pro Woche, das entspricht 15 bis 30 Kilogramm im Jahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland fällt nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland mit rund 60 Kilogramm jedoch deutlich höher aus. „Tierische Produkte haben die schlechteste CO2-Bilanz, denn die Herstellung erfordert große Mengen an Futtermitteln, Wasser und Anbauflächen“, sagt die AOK-Ernährungsberaterin.
2. Saisonal & regional
Heimische regionale Früchte und Gemüse der Saison haben die beste Ökobilanz und den größten gesundheitlichen Nutzen. Erdbeeren, die im Winter im Supermarkt liegen, kommen zum Beispiel aus Peru. „Sie sind nicht nur weit gereist, sondern wurden auch aufwendig produziert und schmecken nicht mal aromatisch“, meint Diana Haack. Heimisches Wintergemüse sei eine besonders gesunde Alternative. Sprossen und Kräuter beispielsweise könne man wunderbar auf der Fensterbank ziehen und habe so immer etwas Frisches im Haus.
3. Ökologisch Erzeugtes
Ökologische Produkte sind in der Regel nachhaltiger als konventionelle. Dabei können sich Verbraucher an Gütesiegeln orientieren. Das EU-Biosiegel garantiere die Mindeststandards, so die Expertin. „Strenger sind Siegel von Verbänden wie Naturland, Bioland und Demeter.“ Es gebe auch klimafreundlich arbeitende konventionelle Betriebe in der Region. Flächen von Öko-Betrieben hätten aber meist humusreichere Böden, die mehr CO2 binden können.
4. Frisch & mehr
Nicht nur wegen des Klimaschutzes sind frische und unverarbeitete Lebensmittel empfehlenswert. Diana Haack: „Auch der gesundheitliche Nutzen ist höher.“
5. CO2-frei beschafft
Am klimafreundlichsten ist der Einkauf mit dem Rad oder zu Fuß. „Wer zum Beispiel fünf Kilometer mit dem Auto fährt, um zehn Kilo Äpfel zu kaufen, verursacht zusätzlich 1.600 Gramm CO2, also 160 Gramm pro Kilo Äpfel“, so die Ernährungsberaterin. „Wenn schon Autofahren, dann zum geplanten Großeinkauf“, empfiehlt sie.
6. Unverpackt
Zwar gibt es zunehmend Verpackungen etwa aus recyceltem Material – doch auch sie mussten hergestellt und müssen später entsorgt werden. Die Alternative sind Unverpackt-Läden, von denen immer mehr zu finden sind. „Auch kann man zum Beispiel Wasser aus der Leitung trinken oder selbst sprudeln, statt Flaschen zu kaufen“, sagt Diana Haack.
7. Keine Verschwendung
Das Mindesthaltbarkeitsdatum dient nur zur Orientierung, in der Regel sind Lebensmittel auch danach sehr gut genießbar. Ausnahmen bilden rohes Fleisch und Fisch. Es gibt mittlerweile einige Start-ups und Projekte, die gegen die Verschwendung ankämpfen. Dazu gehört zum Beispiel „Zu gut für die Tonne“, berichtet die Ernährungsberaterin.
Zudem empfiehlt sie beispielsweise, Mahlzeiten und damit Einkäufe gut zu planen – „dann kauft man weniger Produkte, die nicht benötigt werden“. Auch empfehle sich, Lebensmittel so intensiv wie möglich zu nutzen, zum Beispiel aus schrumpeligen Äpfeln Apfelmus zu kochen oder altes Brot zu Croutons oder Paniermehl zu verarbeiten.
„Tatsache ist: Eine pflanzenbetonte Kost mit wenig tierischen Produkten und nahezu ausschließlich saisonalen und regionalen Erzeugnissen ist für das Klima und auch für unsere Gesundheit die beste Wahl“, so lautet das Fazit von Diana Haack.
Mehr Infos:
Das Online-Gesundheitsmagazin der AOK widmet sich im ersten Quartal ausführlich der klimafreundlichen Ernährung – mit Informationen, Rezepten und Kochvideos der TV-Köchin Felicitas Then.
aok.de/hb/klimafreundliche-ernaehrung
Ernährungsführerschein für Drittklässler
Schnippeln, lernen, ausprobieren: Auch in Bremerhaven können Schülerinnen und Schüler seit Jahresbeginn mit der AOK Bremen/Bremerhaven den „Ernährungsführerschein“ erlangen. Das Angebot richtet sich an dritte Klassen und ihre Lehrkräfte.
Gemeinsam sprechen sie über wichtige Elemente einer gesunden Ernährung und bereiten im Klassenzimmer kleine Gerichte zu. Zum Abschluss gibt es eine Prüfung, und die Kinder erhalten den Ernährungsführerschein. Lehrkräfte können den Unterrichtsbaustein für die dritten Klasseneigenständig umsetzen.
Das Programm dauert etwa fünf Doppelstunden. Eine Schulküche ist nicht erforderlich.
Die AOK Bremen/Bremerhaven unterstützt dieses Programm gemeinsam mit dem Kreisverband der Landfrauenvereine im Altkreis Wesermünde e.V. Ansprechpartnerin ist Kerstin Kopmann (Telefon 0471 1628110, E-Mail: kerstin.kopmann@hb.aok.de).

Verpackungen einzusparen verringert Müll. In Unverpackt-Läden kann man Waren direkt in mitgebrachte Tüten oder Behältnisse abfüllen.
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