Die Beschäftigten der Meyer Werft warten auf die Nachricht, dass das Unternehmen gerettet wird.

Die Beschäftigten der Meyer Werft warten auf die Nachricht, dass das Unternehmen gerettet wird.

Foto: Lars Penning

Niedersachsen & Bremen

Kann die Meyer Werft gerettet werden? Olaf Scholz in Papenburg erwartet

Von dpa
22. August 2024 // 08:24

Es geht um die Existenz der Meyer Werft und um mehr als 3.000 Arbeitsplätze im strukturschwachen Nordwestniedersachsen.

Betriebsversammlung mit dem Bundeskanzler

Nach Angaben der Geschäftsführung des Unternehmens haben sich Bund, Land und Banken mit der Werft im Grundsatz auf eine Rettung geeinigt. Für heute ist eine Betriebsversammlung angesetzt, zu der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet wird.

Wie die Rettung aussehen könnte

Offenbar ist die Entscheidung für eine zeitlich befristete Beteiligung des Bundes und des Landes Niedersachsen an dem Unternehmen gefallen. Die öffentliche Hand soll auch das Eigenkapital der Werft um 400 Millionen Euro erhöhen. Das ist eine Voraussetzung der Banken, damit das Unternehmen künftig den Bau von Kreuzfahrtschiffen finanzieren kann.

Da der Bau von Kreuzfahrtschiffen zu 80 Prozent von der Werft vorfinanziert werden muss, benötigt sie Bürgschaften, für die ebenfalls die öffentliche Hand geradestehen soll. Bis 2027 benötigt das Unternehmen fast 2,8 Milliarden Euro.

Die Zeit drängt

Laut Meyer Werft sind sich die Banken, der Staat und das Unternehmen samt Eigentümerfamilie über das Rettungspaket im Grundsatz einig. Aber es stehen noch einige wichtige Details an, die geklärt werden müssen. Dazu zählen die Umsiedlung der Holdinggesellschaft von Luxemburg nach Papenburg oder die Organisation eines Konzernbetriebsrats.

Auch müssen die Haushaltsausschüsse von Bundestag und niedersächsischem Landtag noch zustimmen - ebenso die EU-Kommission. Allerdings drängt die Zeit: Bis zum 15. September muss die Einigung stehen, sonst geht der Werft das Geld aus.

Größter Auftrag der Unternehmensgeschichte

Die Werft hat volle Auftragsbücher. Erst vor wenigen Tagen wurde der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte über gleich vier Kreuzfahrtschiffe mit dem amerikanischen Disney-Konzern abgeschlossen.

Aber nachdem das Unternehmen während der Corona-Pandemie in die roten Zahlen gerutscht war, ist aus Sicht der Banken die Kreditwürdigkeit nicht mehr gegeben.

Gutachten sieht gute Zukunftsaussichten

Ein Gutachten hatte der Werft zuletzt unter bestimmten Voraussetzungen gute Zukunftsaussichten zugesprochen. Vor allem muss das Unternehmen wieder Gewinne machen. Die Werft sei in den vergangenen Jahren „keine Ertragsperle“ gewesen, hatte Chefsanierer Ralf Schmitz vor einigen Wochen gesagt.

Bis 2028 soll die Sanierung des Unternehmens abgeschlossen sein. 340 der mehr als 3.000 Stellen sollen abgebaut werden.