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Das „Koggenbräu“-Gebäude - vielen Bremerhavenern ist es noch als Gasthaus mit Brauerei bekannt. Das Konzept will ein Bieter aus Bremen wiederbeleben.
Erster Bieter für Koggenbräu
Das „Koggenbräu“-Gebäude am Alten Hafen - vielen Bremerhavenern ist es noch als Gasthaus mit Brauerei bekannt. Das Konzept will eine Brauerei aus Bremen wiederbeleben, die nach NZ-Recherchen für die Immobilie bieten will.
In das „Koggenbräu“-Gebäude soll neues Leben einziehen. Die Stadt will die Immobilie versteigern - und es gibt offenbar schon einen ersten Interessenten. Nach Recherchen unserer Zeitung soll die Union Brauerei Bremen Interesse haben, in das Bieterverfahren einzusteigen. Für Bremerhaven wären das nicht die schlechtesten Aussichten.
Erfolgsgeschichte in Bremen
Die Union Brauerei ist bis 1968 eine bekannte Bremer Brauerei gewesen. 2015 wurden die Marke und das alte Brauerei-Gelände in Walle unter anderem vom Architekten Lüder Kastens wiederbelebt. Die Union Brauerei steht heute nicht nur für handwerklich hergestellte sogenannte Craft-Biere, die mehrere Auszeichnungen erhielten, sie bietet in Bremen auch Braugasthaus und Braugarten, Brauereibesichtigungen und zahlreiche Seminare und Kurse rund ums Bier und Bierbrauen an - bis hin dazu, dass die Teilnehmer selbst zwischen den Kesseln stehen dürfen. In Bremerhaven dürfte es konzeptionell auch in diese Richtung gehen, Gastronomie- mit Brauereikonzepten zu verbinden.
Union Brauerei äußert sich nur sehr zurückhaltend
Der Architekt Lüder Kastens hat in Walle bewiesen, dass er die Expertise im Umbau historischer Brauereien hat. Das Unternehmen entwickelt sich sehr erfolgreich, war für den Bremer Tourismuspreis nominiert und ist offenbar auf Expansionskurs mit einem neuen Standort in Hemelingen. Bei einem ersten Kontakt mit unserer Zeitung bat die Union Brauerei noch um Zurückhaltung, es handele sich um ein laufendes Verfahren, man wolle nur bestätigen, dass es einen ersten Kontakt mit Verantwortlichen in Bremerhaven gegeben habe.

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Sollte sich am Alten Hafen tatsächlich wieder eine Gastwirtschaft mit Brauerei etablieren, dürfte das viele Bremerhavener an gute alte Zeiten erinnern. Bei dem Gebäude handelt es sich um den ehemaligen Speicher von Segelken & Zachar.
Wettbewerbsverfahren eröffnet
Noch ist allerdings offen, wer den Zuschlag erhält und ob es weitere Bieter gibt. Zu möglichen Interessenten wollte sich die Stadt generell erst einmal nicht äußern. „Zu der Anzahl der Interessenten kann ich noch nichts sagen, das Grundstück ist ja gerade erst ausgeschrieben worden“, teilte Magistratssprecherin Laura Bohlmann-Drammeh mit.
Fest steht, dass das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Van-Ronzelen-Straße 18 am Alten Hafen in einem Wettbewerbsverfahren veräußert werden soll. Über die Vergabe entscheidet eine Jury nach den Bewertungskriterien für das Nutzungskonzept und den Kaufpreis, wobei diese gleichwertig sind.
Hochkarätige Jury entscheidet
In der Jury sollen der Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) und der Bürgermeister Torsten Neuhoff (CDU), die Fraktionschefs der Regierungsparteien, die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Carolin Kountchev, der Wirtschaftsreferatsleiter, Dr. Ralf Meyer, der Geschäftsführer der BEAN, Nils Schnorrenberger, sowie drei Architektur-Fachleute sitzen. Als Gast sollen auch die Investoren bei ausgewählten Sitzungen des Gremiums dabei sein dürfen, wie der Magistrat mitteilt.

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Hier will sich ein Investor neu vertäuen: Das „Koggenbräu“-Gebäude soll auch im Inneren eine spannende Architektur erhalten. Fest steht, dass das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Van-Ronzelen-Straße 18 am Alten Hafen in einem Wettbewerbsverfahren veräußert werden soll.
Eine Gasthausbrauerei gab es dort schon einmal
Sollte sich am Alten Hafen tatsächlich wieder eine Gastwirtschaft mit Brauerei etablieren, dürfte das viele Bremerhavener an gute alte Zeiten erinnern. Bei dem Gebäude handelt es sich um den ehemaligen Speicher von Segelken & Zachar. Die Immobilie wurde 1994 schon einmal von privaten Investoren für sechs Millionen Mark zu einem Brauhaus mit Gastronomie und Außenterrasse umgebaut. Dazu wurde das Innere der viergeschossigen Halle entkernt, die Raumaufteilung komplett geändert. Seit 1994 wurde auch in drei großen Kupferkesseln Bier gebraut. Zunächst lief es gut, nach der Jahrtausendwende wurden die ehemals schäumenden Bierverkaufszahlen allerdings schal. Grund: die permanente Bautätigkeit am Neuen Hafen im Zuge der Havenwelten.
Schifffahrtsmuseum mit Werkstatt vertreten
Seit Anfang 2004 gehört das Gebäude der Stadt, die dafür rund 2,5 Millionen Euro bezahlt haben soll. 2005 war Schluss für die Gastronomie, die Pächter schlossen den Schankraum mit den Braukesseln endgültig ab. Später wurden verschiedene Konzepte diskutiert, unter anderem eine Kinder-Erlebniswelt. Die BEAN vermietete das Gebäude ab 2020 zeitweise an das Schifffahrtsmuseum, das dort unter anderem eine Werkstatt unterbrachte.

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Das „Koggenbräu“ 2004: Jahrelang hatte es einen festen Platz in der Gastronomie-Szene. Der Anbau daneben existiert nicht mehr.
Der Haffkahn „Emma“ und der Getreideheber bilden ein Ensemble mit dem Speichergebäude. Zwischenzeitlich hatte das DSM auch überlegt, in den unteren Räumen Besuchern Schifffahrtsgeschichte näherzubringen. Die Werkstatt sei dort aber schon länger nicht mehr, teilte DSM-Sprecher Thomas Joppig mit. „Wir freuen uns, dass dort neues Leben einzieht“, so Joppig. Laut Heiner Behrens von der BEAN ist im Inneren aus den gastronomischen Zeiten nichts mehr erhalten, Kessel und Theke und vieles andere nicht mehr vorhanden.
Brauen in Bremerhaven
Um 1900 soll es in den Unterweserorten etwa zehn kleine und größere Brauereien gegeben haben. Bekannt sind vielen Bremerhavenern heute noch die Karlsburg-Brauerei in Mitte – sie wurde 1974 geschlossen – und die Victoria-Brauerei in Wulsdorf. Dort wurde zuletzt 1975 Wappen-Export gebraut. 1994 eröffnete die Gasthaus-Brauerei Koggen-Bräu am Alten Hafen. Dort wurde zuletzt 2005 Bremerhavener Bier gezapft. Seit 2018 wird das Bremerhavener Bier „Steuermanns“ verkauft, das zwar von einer mittelständischen Privatbrauerei im Sauerland gebraut wird, aber exklusiv im Auftrag von Harlos-Getränkevertrieb für Bremerhaven entwickelt wurde. Bier gebraut wird also bislang nicht, aber Gin destilliert: Dieses Jahr hat die Hamburger Firma „Seal Gin“ in Bremerhaven einen Produktionsstandort in Kooperation mit der Gastronomie „Haus am See“ in Speckenbüttel aufgebaut.