Eine Kirchenbesucherin in St. Jakobi hat sich in eine Wolldecke gehüllt

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Müssen sich die Gläubigen im Cuxland auf eine kalte Advents- und Weihnachtszeit gefasst machen? Eine Kirchenbesucherin in St. Jakobi in Bad Bederkesa hat sich jedenfalls schon mal Decke und Mütze mitgebracht.

Steigende Energiekosten: Bleiben die Kirchen im Winter kalt?

Die steigenden Energiekosten belasten die Kirchen im Landkreis Cuxhaven. Regionalbischof Dr. Hans-Christian Brandy spricht von einem harten Sparkurs.

Kirchen in der Energiekrise

Krieg, Corona, Sparkurs und steigende Kosten überschatten Besuch von Brandy

Sparkurs, Corona, Ukraine-Krieg und steigende Energiekosten - auch die Kirchen im Cuxland haben momentan hart zu kämpfen. Diese Probleme überschatten den Besuch von Regionalbischof Dr. Hans-Christian Brandy. Nun folgen Konsequenzen.

Alle sechs Jahre ist der Regionalbischof aus Stade unterwegs, um sich ein Bild zu machen von der Arbeit im Kirchenkreis Wesermünde mit seinen 31 Kirchengemeinden. Das Positive hebt Brandy beim Bilanzgespräch mit Superintendent Albrecht Preisler in Bad Bederkesa deshalb gern hervor. Aber die Zeiten erfordern es, dass er auch negative Entwicklungen in den Blick nimmt.

Wenn Brandy beispielsweise auf die steigenden Energiekosten - ausgelöst durch den Ukraine-Krieg - schaut, dann weiß er: Es wird Einschränkungen geben müssen, auch bei den Gottesdiensten. „Eine große Herausforderung“, erklärt der Regionalbischof und kündigt - gemäß einer entsprechenden Aufforderung der Landeskirche - abgesenkte Temperaturen in den Gotteshäusern an. „Viele Kirchengemeinden sind diesem Aufruf bereits gefolgt“, sagt Brandy und spricht beispielsweise von St. Jakobi in Bad Bederkesa, wo die Kirche bei Benutzung nicht mehr auf 17, sondern „nur“ noch auf 15 Grad beheizt werden soll. Ebendort prüfe man mit Blick auf die Orgel, ob die Minimaltemperatur sogar von 9 auf 6 Grad gesenkt werden könnte. Die Kirchengemeinde Hagen hat beschlossen, ihre Kirche nur noch auf eine Grundtemperatur von 8 Grad zu heizen, sofern die Luftfeuchtigkeit nicht zu Schimmelbildung führe. In Hagen und in Beers denkt man - wie in anderen Orten - auch über die Anschaffung von Wolldecken nach.

Brandy sieht den Ernst der Lage und macht klar, dass die diakonische Komponente von Kirchenarbeit noch verstärkt werden müsse. „Wir werden sehen, ob und wie oft Gemeindehäuser angesichts der sozialen Entwicklungen kurzfristig zu Wärmestuben werden müssen.“

Albrecht Preisler und Dr. Hans-Christian Brandy

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Aufgrund des Engagements im Kirchenkreis zuversichtlich: Superintendent Preisler (links) und Regionalbischof Dr. Brandy.

Erfreut zeigt sich der Theologe vom Zusammenwachsen der Kirchenkreise Wesermünde-Nord und -Süd seit der Fusion 2013. „Es herrscht ein gutes Miteinander.“ Angetan ist er ebenso vom Engagement der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter - das gelte unter anderem für die Jugendarbeit ebenso wie für die Krankenhausseelsorge. Und das trotz eines harten Sparkurses, den die Landeskirche verordnet hat und in dessen Folge bis zum Jahr 2028 beispielsweise jede vierte Pfarrstelle wegfallen muss. „Das wird schmerzhaft werden“, weiß Brandy. Aber es gebe auch gute Nachrichten. Preisler, seit dreieinhalb Jahren Superintendent im Kirchenkreis, sei bestens angekommen, unterstreicht der Regionalbischof und lächelt zufrieden im Rückblick auf die vergangenen zwei Wochen, in denen er mit dem 47-Jährigen so manche Veranstaltung besucht hat und „stets herzlich aufgenommen“ worden ist.

Neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln

Angesichts des wachsenden Kostendrucks müssten die Kirchengemeinden jedoch neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln, um Prozesse zu verschlanken und bürokratische Hemmnisse bei der Verwaltungs- und Gemeindearbeit abzubauen, betont Brandy und äußert sich zuversichtlich, dass dies gelingen werde. „Ich habe viele positive Ansätze gesehen.“

Ein weiteres Problem sei die kontinuierlich rückläufige Zahl der Gemeindeglieder. Demnach seien im Jahr 2021 im Kirchenkreis exakt 48.211 Gemeindeglieder aufgelistet worden, ein Jahr zuvor waren es noch 49.242. „Das ist der demografischen Entwicklung geschuldet und einem gesellschaftlichen Trend zu zunehmender Vereinzelung“, sucht der 63-Jährige nach Ursachen. Preisler ergänzt, dass nach seinen Wahrnehmungen immer mehr Menschen projektbezogen und deshalb befristet bereit seien, sich in der Kirche zu engagieren. „Wir werden alternative Beteiligungsformen suchen“, sagt der Superintendent. Dass neue Formate gut ankommen, hat Brandy ob der Rückmeldungen aus Debstedt und Neuenwalde erfahren. „Das Tauffest am Sieverner See hat viele Menschen angezogen“, sagt der Regionalbischof, „und der Schiebergottesdienst an der Klosterkirche war bestens besucht.“ In diese Richtung müsse man jetzt weiterdenken.

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Erstellt:
07.10.2022, 18:20 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec

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