
© Mingyang
Nicht nur Siemens prüfte Bremerhaven als Standort für die Turbinenproduktion. Auch ein anderer großer Hersteller hatte Interesse und zog dann wieder ab, weil es keinen Offshore-Terminal gab.
Windkraft-Giganten verloren
Es war bitter für den Offshore-Standort Bremerhaven, als Siemens 2015 ankündigte, nach Cuxhaven zu gehen. Über Jahre hatte sich Bremerhaven zum Zentrum der Offshore-Windenergie entwickelt, mit Produzenten von Anlagenkomponenten und mit wissenschaftlichen Einrichtungen.
Bremerhaven als komplettester Standort
Bremerhaven war der kompletteste Standort. Es fehlte nur eines: ein Terminal am seeschifftiefen Wasser zum Umschlag der Anlagen oder ihrer Einzelteile.
Während Bremerhaven noch an dem OTB-Projekt arbeitete, konnte Cuxhaven mit einem realen Schwerlast-Hafen punkten. In Bremerhaven lag der Planfeststellungsbeschluss für den OTB erst Ende 2015 vor und gelang sofort in den Treibsand der Justiz, in dem er dann Ende vergangenen Jahres rechtsgültig versackte.
2017 klopften die Chinesen an der Tür
Aber nicht nur Siemens hatte Interesse an dem Standort Bremerhaven gezeigt. 2017 klopfte der chinesische Windkraftanlagenbauer Mingyang an der Tür der Wirtschaftsförderung. Das Unternehmen war in ganz Europa auf der Suche nach einem Produktionsstandort. „Aber weil sich der OTB noch in der gerichtlichen Überprüfung befand, waren die ersten Gespräche nicht weiter fortgeführt worden“, erläuterte Jörg Peters vom Hafenressort den Bürgerschaftsabgeordneten im Hafenausschuss.
Chinas größter Windturbinen-Hersteller
Bremerhaven ist so ein richtig dicker Brocken durch die Lappen gegangen. Inzwischen hat sich Mingyang Smart Energy zu Chinas größtem Windturbinen-Hersteller entwickelt, der es mit Siemens und Vestas aufnehmen kann. Vor anderthalb Jahren warf das Unternehmen seinen Hut um den Bau der weltgrößten Windkraftanlage in den Ring. Die 16-Megawatt-Turbine soll 20.000 Haushalte mit Strom versorgen können. Der Rotor des Giganten soll einen Durchmesser von 242 Metern haben.
Noch nicht in Europa angekommen
Wie die Europa-Pläne der Chinesen sich inzwischen entwickelt haben, ist unklar. Die durch die Energiewende in die Höhe getriebenen Ausbauziele machen den europäischen Markt attraktiv. Ende 2021 hieß es, Mingyang habe einen Standort in Süddeutschland im Visier. Großbritannien wurde ebenfalls als Standort gehandelt. Konkrete Entscheidungen scheint es aber derzeit noch nicht zu geben, bestätigt die Bremerhavener Wirtschaftsförderung.
Jetzt ist das Thema im Landeshafenausschuss der Bürgerschaft angekommen. Die Abgeordneten waren hellhörig geworden, als Windenergie-Agentur-Chefin Heike Winkler laut Medienberichten Mingyang ein aktuelles Interesse an Bremerhaven attestiert hatte. Ein Missverständnis? Oder gibt es aktuell doch wieder ein Interesse der Chinesen an Bremerhaven?
Keine aktuellen Anfragen aus China
Bremerhavens Wirtschaftsförderer Nils Schnorrenberger versichert, dass es aktuell keine erneute Anfrage der Chinesen gibt. „Es ist in der Branche bekannt, dass der OTB nicht realisierbar ist“, sagt er. Und: „So lange wir diesbezüglich nichts anbieten können, wird sich auch niemand in Bremerhaven melden.“ Daran würde auch die aktuelle Debatte um einen OTB im Süden der Stromkaje nichts ändern. Denn dabei handele es sich allenfalls um einen Prüfauftrag.
Windenegerie-Agentur-Chefin Heike Winkler sagt auf Nachfrage, dass sie es sehr begrüßen würde, wenn Mingyang sich in Bremerhaven ansiedeln würde.