„Ich finde das Steuersystem gut“

Dirk Roßmann ist steinreich: Warum der Milliardär gern Steuern zahlt, was er von Gerhard Schröder und was vom Atomkraft-Ausstieg hält, verrät der 77-Jährige im Interview. Auch sagt er, warum er eine zehn Jahre alte S-Klasse und kein E-Auto fährt.

„Ich finde das Steuersystem seit der Agenda 2010 von Gerhard Schröder gut“

DirK Roßmann

Herr Roßmann, kurze Frage: Zahlen Sie gern Steuern?

Kurze Antwort: Ja.

Wollen Sie uns auf den Arm nehmen?

Ganz und gar nicht. Ich habe bei mir Banker und Finanzleute, die mir Steuertricks andrehen wollten, mit sehr deutlichen Worten rausgeschmissen. Ich habe klar gesagt, ich bin nicht auf die Welt gekommen, damit ich diesen Staat, in dem ich lebe, bescheiße.

Entschuldigen Sie meine einfache Sprache, aber mir geht es nicht um juristische Schlupflöcher, sondern um Ethik. In den Augen mancher gilt man ja schon als kriminell, wenn man reich ist, weil andere Menschen viel weniger haben. Nein, es ist nicht kriminell, reich zu sein. Es ist kriminell, wenn man reich ist, aber unverantwortlich lebt. Deshalb engagieren wir uns auch im sozialen Bereich. Ich werde oft gefragt, wie viele Millionen wir im Jahr spenden. Gut, das kann man unterschiedlich sehen, weil wir auch Sachleistungen geben. In den ersten Monaten des Krieges war Rossmann beispielsweise derjenige, der die meisten Lebensmittel nach Kiew gebracht hat und das unter sehr schwierigen Bedingungen. Aber zurück zu den Steuern: Ich finde das Steuersystem seit der Agenda 2010 von Gerhard Schröder gut, da soll sich kein Unternehmer in Deutschland irgendwie beschweren.

Gerhard Schröder ist ein gutes Stichwort. Sie kennen sich schon viele Jahre. Wie bewerten Sie seine Haltung zum Angriff Russlands auf die Ukraine, sein Festhalten an Putin?

Gerhard Schröder hat die Chance verpasst, zu zeigen, wo er steht. Ich weiß noch, dass ich im Februar 2022 mit meinem Sohn Raoul telefoniert habe. Er stand in Frankfurt auf dem Flughafen an dem Morgen des Angriffs und sagte: „Papa, mir kommen die Tränen. Es ist so unfassbar, was da passiert.“ Gerhard Schröder hat den Zeitpunkt verpasst, auf Distanz zu Putin zu gehen, er hat sich völlig verrannt. Aber das heißt nicht, dass wir nicht auch ab und zu mal Skat zusammen spielen. Er hat große politische Leistungen vorzuweisen und ist keine Persona non grata für mich. Wir sehen uns auch bei Hannover 96 im Stadion, aber Gerhard Schröder weiß ganz genau, dass ich seine Haltung in Sachen Ukraine auf das Schärfste missbillige.

Früher haben Sie auch mal Tennis zusammen gespielt.

Ja, aber das ist vorbei. Wir haben einen guten Kontakt, aber er hat mich auch noch nie um meinen Rat gefragt. Wird er wohl auch nicht mehr tun, wie ich ihn kenne. So ein enges Verhältnis haben wir dann auch nicht. Aber ich kenne ihn eben auch als wohltätigen Menschen. Ich war vor zehn Jahren mal in einem Hannoveraner Kindergarten, wo die Leiterin mir verzweifelt erzählte, dass die Stadt ihr die Essenszuschüsse gestrichen hätte. Ich wollte helfen, aber letztlich war Gerhard Schröder schneller. Er gab der Einrichtung aus seinem privaten Vermögen jährlich einen großen Betrag. Damit war das Problem gelöst. Also: Der Schröder ist in vielen Dingen ein klasse Typ, der ganz vielen Leuten geholfen hat. In Sachen Ukraine-Krieg allerdings hat er sich verrannt. Ich glaube nicht, dass er glücklich damit ist.

Er weiß, wie ich dazu stehe, aber das heißt nicht, dass ich ihn ignoriere und so tue, als würde ich ihn nicht kennen.

Schröder war ja auch mal Ministerpräsident von Niedersachsen, nun ist es seit mehr als zehn Jahren Stephan Weil.

Und der macht eine super Arbeit. Ich will nichts gegen Olaf Scholz sagen, aber die SPD darf sich manchmal ruhig fragen, ob nicht auch Stephan Weil ein guter Kanzlerkandidat gewesen wäre. Er ist kommunikativ und aus meiner Sicht ein sehr kompetenter Politiker, weil er Menschen integriert und versucht, bei verschiedenen Standpunkten gute Kompromisse zu erzielen.

Auch in „Das dritte Herz des Oktopus“, dem dritten Werk aus Ihrer Klima-Thriller-Reihe merkt man, wie sehr der Klimawandel Sie beschäftigt. Dann fahren Sie doch sicher auch schon ein Elektroauto, oder?

Nee, eine zehn Jahre alte S-Klasse von Mercedes. Aber das ist auch ökologisch, weil es mehr als acht Tonnen CO2 braucht, um ein neues Auto zu bauen. Und das schönste Elektroauto bringt überhaupt nichts, wenn der Strom weiterhin auch durch Kohlekraftwerke erzeugt wird. Und vor allem sollten mir die Grünen mal erklären -ich bin auch ein Grüner, aber nicht so grün wie manche Grüne - wie das funktionieren soll mit der Energieversorgung, wenn wir mal einen richtig knackigen, kalten Winter kriegen. Dann sind unsere Gastanks in wenigen Tagen und Wochen leer, wenn die Menschen anfangen, richtig stark zu heizen.

Wäre es sinnvoller gewesen, die Atomkraftwerke, die wir noch hatten, länger laufen zu lassen?

Natürlich. Aus meiner Sicht unbedingt. Tatsache ist, dass es keinen Sinn macht, Atomkraftwerke mit der Brechstange stillzulegen und gleichzeitig noch mehr Braunkohle zu fördern. Hier fehlt mir ein bedachtes, kluges Vorgehen mit der entsprechenden Weitsicht. (bal)

Dirk Roßmann, Inhaber und Gründer der Drogeriemarktkette Rossmann, sitzt in seinem Büro.

© Sebastian Gollnow

Dirk Roßmann, Inhaber und Gründer der Drogeriemarktkette Rossmann, sitzt in seinem Büro.

Zur Person

Dirk Roßmann ist 77 Jahre alt und Vater zweier erwachsener Söhne. Der jüngere, Raoul, leitet seit gut zwei Jahren die von Dirk Roßmann gegründete Drogeriemarktkette Rossmann. Der Erfolg der Märkte machte Dirk Roßmann zum Milliardär. Zuletzt machte der gebürtige Hannoveraner vor allem als Autor von sich reden. Im Oktober erschien „Das dritte Herz des Oktopus“, der dritte Teil einer erfolgreichen Thriller-Reihe.

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Erstellt:
16.11.2023, 06:00 Uhr
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